Wolodimir Selenskis Rede auf der Münchner Sicherheitskonferenz war eine eindringliche Warnung vor den Gefahren, die Europa durch den russischen Angriffskrieg bedroht sind. Der ukrainische Präsident appellierte an den europäischen Zusammenhalt und den dringenden Bedarf an höheren Rüstungsausgaben. Doch er betonte zugleich, dass die finanzielle Dimension nur einen Teil der Herausforderung darstellt. Wesentlicher sei die Mobilisierung des Wehrwillens in der Bevölkerung. Die Befriedigung der europäischen Gesellschaften seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs stellt eine Herausforderung dar, um die Notwendigkeit der eigenen Verteidigung zu verstehen und bereit zu sein, für die Freiheit und die Sicherheit zu kämpfen.
Die finanziellen Mittel für die Wiederbewaffnung Europa s lassen sich auftreiben. Schwieriger wird es, den Wehrwillen in der Bevölkerung zu mobilisieren. «Es geht nicht nur um Budgets, sondern darum, dass die Menschen realisieren, dass sie ihr Zuhause verteidigen müssen», sagt Wolodimir Selenski . Wenn Sie eine der vielen Reden der Münchner Sicherheitskonferenz nachschauen wollen, dann schauen Sie nicht jene von US-Vize-Präsident JD Vance. Schauen Sie jene von Wolodimir Selenski .
Sie war brillant. Aber sie hatte auch ein entlarvendes Moment. Es kam etwa in der Mitte. Selenski sprach gerade über die Notwendigkeit, entschlossen und geeint aufzutreten. An die Adresse jener, welche sich zeitweise «frustriert über Brüssel» zeigten, sagt er: «Lasst mich klar sein: Wenn es nicht Brüssel ist, dann ist es Moskau. Es ist eure Entscheidung!» Selenski wartete. Normalerweise applaudiert das Publikum, wenn es mit etwas einverstanden ist. Aber jetzt kam nichts. Selenski schüttelte entnervt den Kopf. Sie haben es immer noch nicht begriffen, hat er sich wahrscheinlich gedacht. Der ganze Punkt von Selenskis Rede war dieser: Europa wird angegriffen. Ihr werdet angegriffen. Amerika verabschiedet sich, während sich Russland auf einen noch grösseren Krieg vorbereitet. Eure Freiheit und die eurer Kinder sind bedroht. Jetzt. In diesem Moment. Europa muss handeln. Geld für signifikant höhere Rüstungsausgaben ist das eine. Es lässt sich auftreiben. Mit neuen Schulden. Mit einer Umschichtung im aufgeblähten Wohlfahrtsstaat. Das wird schwierig. Aber daran wird es nicht scheitern. Die europäischen Staats- und Regierungschefs werden Wege finden. Aber wie Selenski auch bemerkte: «Es geht nicht nur um Budgets, sondern darum, dass die Menschen realisieren, dass sie ihr eigenes Zuhause verteidigen müssen.» Recht hat er. Nur, wie macht man das? Wie weckt man den Wehrwillen in unseren seit 80 Jahren befriedeten Gesellschaften? Viele haben sich daran gewöhnt, dass ihre Bürgerpflicht sich darauf beschränkt, einmal im Jahr die Steuern zu bezahlen. Dass sie dieses Gemeinwesen, mit dem sie sonst nur noch am Rande etwas zu tun haben, eines Tages selbst verteidigen müssten, bleibt für die allermeisten unvorstellbar. Das ist das wahre Problem, das es zu lösen gilt. Die Schweiz ist davon selbstredend nicht ausgenommen. Wir sind zwar neutral. Aber nur so lange, bis wir selbst angegriffen werden. Wann ist das der Fall? In München sprach Selenski vor allem zu den Europäern. Aber seine Worte gelten auch für die Schweiz
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