Die Finanzkommission des Berner Kantonsparlaments schlägt die Sterilisation von Problemwölfen als milde Alternative zum Abschuss vor. Fachleute äussern jedoch grosse Zweifel an der Wirksamkeit und der Praktikabilität der Methode.
Es handelt sich um einen kurzen und unproblematischen Eingriff: Die Finanzkommission des Berner Kantonsparlaments schlägt eine Verhütungsmethode als milde Alternative zu Wolfsabschüssen vor. Fachleute erheben grosse Einwände. Etwa 100 Wölfe sind hierzulande im letzten Jahr legal abgeschossen worden. Die Jagd auf das Grossraubtier läuft nicht nur in den Wäldern, sondern auch auf politischer Ebene weiter. Im Kanton Bern steht«Für einen Kanton Bern mit regulierbarem Grossraubtierbestand» am Start.
Die Initianten wollen Nutz- und Wildtiere besser schützen und dem Kanton Bern mehr Kompetenzen für das Wolfsmanagement einräumen. Der Regierungsrat lehnt die Initiative ohne Gegenvorschlag ab. Jetzt springt die Finanzkommission des Berner Kantonsparlaments in die Bresche und will dem Volk eine Alternative auf Gesetzesstufe unterbreiten: Der Kanton soll prüfen, ob Problemwölfe, anstatt mit dem Gewehr erledigt zu werden, sterilisiert werden können. Gemäss einer Medienmitteilung sprach sich die Mehrheit der Kommission für die Variante aus. Sie taxiert die Sterilisation als «kurzen und unproblematischen» Eingriff, der das soziale Gefüge der Tiere und ihrer Rudel intakt lassen soll. Voraussichtlich in der Sommersession beugt sich der Grosse Rat über das Thema. Die Finanzkommission spricht von einer milderen Alternative zum Abschuss. Eine Sterilisationspflicht wollen die Kantonsparlamentarier nicht einführen. Sie plädieren für eine «Kann»-Formulierung. Grundsätzlich bräuchte es zuerst eine Gesetzesanpassung auf Bundesebene. Und auf praktischer Ebene? Kann eine behördlich initiierte Empfängnisverhütung bei Wölfen funktionieren? Die Stiftung Kora beobachtet die Grossraubtiere in der Schweiz. Geschäftsleiter Christian Stauffer stuft eine Sterilisation als «nicht anwendbar» ein und sagt, es fehle jegliche Evidenz betreffend Wirksamkeit. Stauffer ergänzt: «Müssten Wölfe für die Sterilisation gefangen werden, wäre dies in der Praxis extrem schwierig, aufwendig und teuer.» Stauffer rechnet mit 20'000 bis 50'000 Franken Kosten pro Wolf. Es sei nicht vorstellbar, dass genügend Wölfe eingefangen werden könnten, um einen Effekt auf den Bestand auszuüben. Erfahrungen mit Sterilisation von Wölfen sind Kora aus Italien bekannt. Dort habe das Vorhaben, Hybriden auf diese Weise von der Fortpflanzung auszuschliessen, aber nicht den gewünschten Effekt erzielt. hält die Gruppe Wolf Schweiz fest, Sterilisationen seien sehr wenig erprobt. Bekannt ist, dass in Kanada frei lebende Wölfe eingefangen wurden. Bei den Männchen wurden die Samenleiter durchtrennt und bei den Weibchen die Eileiter verschlossen. Dabei habe es sich aber um reine Forschungsprojekte gehandelt und nicht um den Schutz von Nutztieren, so die Gruppe Wolf Schweiz. Chemische Sterilisationen wurden nach Informationen von Wolf Schweiz bis jetzt nur bei Wölfen in Gehegen erprobt. Sie hätten sich aber nicht als dauerhaft wirksam für eine sichere Empfängnisverhütung erwiesen. Ausserdem verändere diese Methode das Verhalten
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