Nach Druck und Misstrauen im Gemeinderat tritt der Gemeindepräsident von Münsterlingen zurück. Michael Urech wird interimistisch die Gemeindeleitung übernehmen.
Der angezählte Münsterlinger Gemeindepräsident Hans-Jörg Saner tritt nun doch zurück: «Es war ein gemeinsamer Entscheid». Der Druck wurde zu gross, die Einsicht war gereift: Obwohl der Gemeindepräsident noch im November seinen Rücktritt ausgeschlossen hatte, demissionierte er nun. Er erhält eine Abfindung . Die Führung der Gemeinde übernimmt interimistisch der langjährige Gemeinderat Michael Urech .
Die Meldung aus dem Gemeindehaus ist betont sachlich gehalten: «In der Exekutive von Münsterlingen findet ein einvernehmlicher Wechsel statt.» Eine im Gemeinderat gemeinschaftlich ausgearbeitete Lösung sehe vor, dass Gemeindepräsident Hans-Jörg Saner per 31. Januar 2025 demissioniere und alle Geschäfte ordnungsgemäss übergebe. «Im Anschluss übernimmt bis zum Amtsantritt des künftigen Gemeindepräsidenten Vizegemeindepräsident Michael Urech die Leitung der Gemeinde. Über die Durchführung der Ersatzwahl kommuniziert der Gemeinderat zu einem späteren Zeitpunkt. Der Gemeinderat dankt Hans-Jörg Saner für seine engagierte und wertvolle Arbeit für die Gemeinde Münsterlingen.»nach der denkwürdigen Versammlung noch kategorisch ausgeschlossen hatte. Auf Anfrage dieser Zeitung äussert sich Saner nur sehr zurückhaltend. Die Mitteilung sei gemeinsam verfasst worden, es sei ein «gemeinsamer Entscheid» gewesen. Darüber hinaus sagt er: «Es war ein toller Job. Ich habe die Arbeit gerne gemacht. Ich danke allen, welche mich auf diesem Weg unterstützt haben.»Neuer Interimsgemeindepräsident ist nun der erst kürzlich zum Vizegemeindepräsidenten ernannte Gemeinderat Michael Urech. Er sagt, man hätte nach der Gemeindeversammlung das Gespräch gesucht mit Hans-Jörg Saner. «Wir haben keine Basis mehr gefunden.» Und es sei deutlich geworden, dass er den Rückhalt nicht mehr hatte, weder in der Behörde noch in der Bevölkerung. «Wir hatten auch die Befürchtung, dass Verwaltungspersonal in Schlüsselpositionen die Gemeinde verlassen würde. Ebenso habe es deutliche Signale gegeben, dass sich noch weitere Gemeinderäte zum Rücktritt veranlasst sehen. Das konnten wir nicht hinnehmen. Das wäre der Super-GAU gewesen.» Nach einiger Zeit des Überlegens sei bei Hans-Jörg Saner dann auch die Einsicht gereift. Die Verhandlungen über seinen Rückzug seien gesittet abgelaufen, betont Urech. Beide Seiten seien anwaltlich vertreten worden, um Fallstricke und Pannen zu vermeiden, so Urech.«Wir haben ihm ein Angebot gemacht, einen gemeinsamen Weg zu finden», bestätigt der Vizegemeindepräsident. Das heisst: Es wird eine Abfindung geben. Über die Höhe sei Stillschweigen vereinbart worden: Urech sagt dazu: «Es ist eine faire Lösung für beide Seiten. Und sie liegt im Rahmen der Finanzkompetenz des Gemeinderates.» Diese liegt gemäss Münsterlinger Gemeindeordnung bei 150'000 Franken.über die Löhne der Thurgauer Gemeindeoberhäupter von 2023 bei, wonach der Münsterlinger Gemeindepräsident 150'000 Franken im Jahr verdient, kann man wohl von einer Abfindung in der Höhe eines Jahresgehaltes ausgehen. Die Zahl wird künftig mit der Rechnung der Gemeinde Münsterlingen öffentlich werden.Obwohl Saners Demission, welche bereits vom Regierungsrat genehmigt worden ist, auf den 31. Januar 2025 datiert ist, hat er sein Büro bereits per Ende Jahr verlassen. Am 17. Januar wird es noch eine offizielle Amtsübergabe geben. Danach dürfte das Kapitel Hans-Jörg Saner, der am 27. November 2022 als Nachfolger von René Walther gewählt worden war, in Münsterlingen beendet sein. Am 1. Februar 2023 übernahm der Landschlachter die Leitung der Gemeindeverwaltung, offizieller Amtsantritt als Gemeindepräsident war am 1. Juni 2023, seine Amtszeit hätte bis zum 31. Mai 2027 gedauert. Für Michael Urech überwiegt nun die Erleichterung, dass die schwierige Zeit ein Ende findet und Ruhe einkehren kann. Man habe mit Hans-Jörg Saner keine Divergenzen auf politischer Ebene gehabt, es seien andere Dinge gewesen, welche die Zusammenarbeit erschwert hätten.Nun gelte es für Urech, die Gemeinde gut über die Runden zu bringen, bis ein neues Gemeindeoberhaupt das Amt übernehme. Mit Simon Spirjak habe jetzt bereits ein neuer Gemeinderat sein Amt angetreten. Zwei weitere Vakanzen in der Behörde werden am 9. Februar besetzt. Die Ersatzwahl des Gemeindepräsidenten sei noch nicht terminiert, möglicherweise wird sie erst im September stattfinden. Es brauche die nötige Zeit, um Kandidierende zu finden. Ideen für Personalien existierten derzeit noch keine, sagt Urech. Für ihn, der im vergangenen Jahr pensioniert wurde, bedeutet dies einen Einsatz als Interimsgemeindepräsident, der gut und gerne ein Jahr dauern kann. Der Volkswirtschafter und Verwaltungsfachmann mit langjähriger Erfahrung nimmt sich als künftiger Kandidat zwar nicht definitiv aus dem Rennen, sagt aber: «Ich betrachte meine berufliche Karriere als abgeschlossen. Ich springe nun ein, bis die Nachfolge aufgegleist ist. Dazu sehen wir Gemeinderäte uns moralisch verpflichtet.
Münsterlingen Gemeindepräsident Rücktritt Michael Urech Gemeinderat Abfindung
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