In Russland häufen sich Anschläge auf Militäranlagen, die von Rentnern und Schülern ausgeführt werden. Die Tatverdächtigen wurden von Betrügern erpresst und mit dem Versprechen des Geldes zurückgelassen, die Anschläge durchzuführen. Die Hintermänner dieser mysteriösen Attacken sind noch unbekannt, werfen aber ein Licht auf das Misstrauen gegenüber russischen Behörden.
Ein Gericht in St. Petersburg hat die 76-jährige Rentner in Galina Iwanowa zu 10 Jahren Haft verurteilt. Sie soll im November 2023 einen Molotowcocktail in Richtung eines Militär rekrutierungsbüros geworfen haben. Daraufhin geriet ein in der Nähe stehendes Auto in Brand. Als die Rentner in festgenommen wurde, soll sie gedroht haben, sich selbst und in der Nähe stehende Personen in Brand zu setzen. Angeblich rief sie dabei « Ukraine verherrlichende Slogans».
Bei der Gerichtsverhandlung stellte sich heraus, dass die Rentnerin zuvor mehrere Monate lang mit Betrügern in Verbindung gestanden hatte, die sich als Beamte des russischen Geheimdienstes FSB ausgaben. Sie verlangten von der Rentnerin, Kredite aufzunehmen und ihnen mehr als eine halbe Million Rubel zu überweisen. Damit die betrogene Frau das Geld zurückbekommt, stellten die Betrüger ihr eine Bedingung: Sie sollte das Gebäude des militärischen Rekrutierungszentrums anzünden. Bei der Gerichtsanhörung kam ein aufgebotener Psychologe zu dem Schluss, dass Galina Iwanowa eine «Biodrohne» war – eine Person, die von ausländischen Geheimdiensten eingesetzt wird, um in ihrem eigenen Land zuzuschlagen. Die örtlichen Sicherheitsdienste glauben, dass die Menschen von ukrainischen Geheimdiensten angestiftet beziehungsweise erpresst werden. Wer wirklich dahinter steckt, ist unklar. Fälle des Einsatzes von «Biodrohnen» in Russland kommen regelmässig vor: Der FSB und die Polizei berichten häufig von Festnahmen von Personen, die versuchen, Gebäude von Polizei- oder Militärrekrutierungszentren anzuzünden. Allein im vergangenen Dezember gab es mehr als 40 Fälle, in denen Opfer von Betrügern Bankfilialen, Autos und Behördengebäude in Brand setzten, schreibt die Zeitung «Novaya Gazeta». Häufig bieten Telefonbetrüger, die den Opfern bereits Geld gestohlen haben, einen neuen Auftrag an und verpflichten sich, das Geld zurückzugeben. Die Opfer legen dann Feuer mit eingeschalteten Telefonen. Ein Blick in die Statistik zeigt, dass es sich bei vielen ähnlichen Fällen um Rentner oder sogar um Schüler handelt. So versuchte beispielsweise im Dezember eine Neuntklässlerin aus St. Petersburg, das Gebäude der Bezirksverwaltung in Brand zu setzen; bei dem 16-jährigen Mädchen wurden drei Flaschen mit brennbarer Flüssigkeit, ein Feuerzeug und ein Handy sichergestellt. Am 20. Dezember setzte ein 18-jähriger Junge einen Geldautomaten in Brand, und am selben Tag zündete ein 17-jähriges Mädchen ein Polizeiauto an. Rekrutiert werden vor allem jene, die viel Zeit in den sozialen Netzwerken verbringen und dort ausführlich über ihr Leben, ihre Vorlieben und ihren emotionalen Zustand sprechen. Obwohl die Hintermänner noch immer unbekannt sind, sagen die Vorgänge durchaus etwas über das Misstrauen der Russen gegenüber ihrer eigenen Polizei und dem Geheimdienst aus: Nachdem sie mit Betrügern zu tun hatten und zu einem Anschlag angestiftet wurden, erstatten viele Menschen keine Anzeige bei der Polizei oder dem FSB, sondern greifen lieber eine staatliche Institution an, in der Hoffnung, ihr Geld zurückzubekommen
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