Migros stoppt das Unverpackt-Projekt in 58 Läden aufgrund geringer Nachfrage. Gründe sind der Rückgang des Trends zum Verzicht auf Plastik nach der Pandemie und der geringe Gebrauch eigener Behälter. Coop hingegen plant die erweiterte Angebot von Unverpackt-Abfüllstationen in 21 Supermärkten zu behalten.
Der Detailhändler Migros zieht einen Schlussstrich unter seine Unverpackt -Abfüllstationen für Reis, Teigwaren, Haferflocken oder Nüsse in 58 Läden. Das hat mehrere Gründe.
Neulich in einem grösseren Migros-Supermarkt an der Unverpackt-Abfüllstation, wo Kundinnen und Kunden Lebensmittel in Bioqualität in Säckli oder eigene Behälter selber abfüllen konnten: Das Sortiment wird mit 50 Prozent Rabatt verhökert, viele der durchsichtigen Spender, normalerweise befüllt mit über 70 Bioprodukten, von Teigwaren über Reis, Haferflocken oder Nüssen bis zu kandierten Ingwerwürfeln mit Schokoladenglasur, sind leer oder fast leer. Eine Nachfrage am Informationsschalter der Migros-Filiale ergibt: Die Unverpackt-Station werde ersatzlos aufgehoben, weil die Nachfrage zu gering gewesen sei. Die Filiale ist kein Einzelfall, im Gegenteil: «Das Unverpackt-Sortiment wird im Februar 2025 landesweit eingestellt», sagt Migros-Sprecher Tobias Ochsenbein. Der «nationale Ausstieg» betreffe 51 grössere Migros-Supermärkte (von insgesamt über 600 Supermärkten) und 7 Alnatura-Filialen. «Die Nachfrage ist leider kontinuierlich gesunken», sagt Ochsenbein. Der Migros-Sprecher nennt mehrere Gründe: Vor der Einführung der Unverpackt-Stationen im November 2020 habe es bei der Kundschaft einen starken Trend zur Reduzierung von Plastik gegeben. Dieser sei aber nach dem Ausbruch der Coronapandemie schwächer geworden. «Während dieser Zeit bevorzugten viele Kundinnen und Kunden aus hygienischen Gründen verpackte Produkte», und so habe sich «keine Gewohnheit fürs unverpackte Einkaufen entwickelt». Zudem hat sich laut der Migros gezeigt, dass nur eine Minderheit der Kundinnen und Kunden, die unverpackte Lebensmittel kauften, eigene Behälter nutzte. Ochsenbein sagt dazu, eigene Behälter mitbringen erfordere mehr Aufwand, «was für einige Kundinnen und Kunden umständlich sein kann». Eine Mehrheit der Kundschaft bediente sich folglich der von der Migros bereitgestellten Säckli. Die Folge: «Die Gegenüberstellung des Verbrauchs an Verpackungsmaterialien hat gezeigt, dass beim Unverpackt-Sortiment insgesamt nicht wesentlich weniger Verpackungsmaterial verbraucht wurde.» Und: «Bei der Nachhaltigkeit, dem Hauptfokus dieses Sortiments, konnte seit der Lancierung des Projekts im November 2020 keine bedeutende Wirkung erzielt werden.» Im Mai 2021, ein halbes Jahr nach Beginn des Unverpackt-Projekts, tönte es noch ganz anders. Damals gab es Unverpackt-Abfüllstationen in sechs Filialen, und die Migros zog «»: Über 10’000 Kundinnen und Kunden hätten über zwölf Tonnen Biolebensmittel selber abgefüllt. Die Migros kündigte laufend weitere Abfüllstationen an und betonte, diese sollten «in Zukunft ein fester Bestandteil unserer Supermärkte sein». Ausserdem war damals die Rede von einem «vielversprechenden ökologischen Nutzen der Unverpackt-Abfüllstationen»: An den damaligen sechs Stationen habe die Migros auf über 42’600 Einwegverpackungen, die für die Produkte benötigt gewesen wären, verzichten können. Und: «Wir können dank der Nutzung der Stationen auch Foodwaste entgegenwirken, da jede und jeder die Produkte nach eigenem Bedarf abfüllen kann.» Auf die Migros reagierte auch Coop. Dort gibt es seit Mitte 2021 Unverpackt-Abfüllstationen für lang haltbare Lebensmittel. Im Sommer 2023 stellte Coop das Sortiment aus Nüssen, Pasta, Reis, Hülsenfrüchten und Cerealien komplett auf Bio um und erweiterte es. Als Folge sei die Nachfrage gestiegen, hiess es im November 2023 in der «Coopzeitung». 2024 wurden zudem die Preise gesenkt, unter das Niveau verpackter Ware. Doch nun sagt Coop-Sprecher Kevin Blättler: «Die Nachfrage ist derzeit grundsätzlich auf bescheidenem Niveau stabil.» Und auch das Angebot wolle man, Stand jetzt, stabil halten. Insgesamt führt Coop in 21 Supermärkten solche Abfüllstationen für lang haltbare Lebensmittel. Geschichte sind hingegen Coops Pilotversuche mit Abfüllstationen für Mineralwasser und Bier sowie für flüssige Wasch- und Reinigungsmittel. Diese wurden 2023 «aufgrund der geringen Nachfrage» wieder beendet. Und der Discounter Lidl Schweiz stampfte seinen Unverpackt-Testlauf für Nüsse bereits 2020 ein, weil das Angebot «nur bedingt wahrgenommen wurde»., dem kleine Unverpackt-Läden angeschlossen sind. Ihren eigenen Laden namens Ohni hat sie vor einem Jahr geschlossen, «wegen ausbleibender Kundschaft». Heute gebe es in der Schweiz noch rund 40 Unverpackt-Läden. Es waren landesweit auch schon die Hälfte mehr. Von einem Lädelisterben will Jacot jedoch nicht reden: «Wir haben uns recht gut gehalten.» Laut Jacot geht es bei Unverpackt-Läden «um entschleunigtes Einkaufen und den bewussten Konsum» – und ums Gesellschaftliche: Solche Läden seien ein Treffpunkt für einen Schwatz, einen Kaffee, es entwickle sich eine Community, die etwa Kleiderbörsen oder Flohmärkte organisiere. Jacot sagt indessen: «Einkaufen mit weniger Verpackung nimmt aktuell in unseren Läden sogar wieder z
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