Im Livestream reduziert sich die Bundesversammlung auf das Wesentliche: Grübeln, gähnen, Faxen machen. Eine TV-Kritik.
Die Flasche will nicht so recht. Er schraubt und schraubt, vielleicht sind es die neuen Deckel, die so mühsam neben der Flasche hängen bleiben – bestimmt eine EU-Verordnung! Irgendwann klappts bei Andri Silberschmidt dann doch, der Deckel ist drauf, der FDP-Nationalrat am Ziel. Wer das mitbekommen hat? Nur wir.schauen wir im Livestream auf dem Youtubekanal des Parlaments.
Hier ist der Politiker noch Mensch, hier grübelt, gähnt und popelt er, fletscht die Zähne, kratzt sich am Bauch, zupft am Hosenbund. Es ist eine ungeschönte, unkommentierte Symphonie, orchestriert in einer Nüchternheit, die den Regisseur jeder skandinavischen Krimiserie vor Neid erblassen liesse.Sesselrücken, bald gehts los.
Überhaupt, was für uns zählt, ist das Dazwischen. Während das Publikum im linearen Fernsehen mit lästigen Hintergründen, mit Interviews, Analysen und Statistiken versorgt wird, kommen wir abermals in den Genuss des grossen Ganzen. Wie schreiben die Leute, mit links oder mit rechts? Schirmen sie mit der Hand ab, oder reden sie gar dazu? Und, verblüffend, einige fotografieren ihren Stimmzettel tatsächlich mit dem Handy.
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