Liegt der Schlüssel zur Lösung der Idorsia-Krise bei Novartis?

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Liegt der Schlüssel zur Lösung der Idorsia-Krise bei Novartis?
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Novartis hat einen wichtigen Sieg im Patentstreit um Entresto errungen, während Idorsia sich vor einer existenziellen Krise befindet. Die beiden Baselbieter Pharmafirmen könnten gemeinsame Interessen haben.

Glück und Unglück liegen bekanntlich nahe beieinander. Novartis hat am Montag im wichtigen und langwierigen US- Patentstreit um das Herzmittel Entresto den finalen Sieg errungen. Für die Basler geht es in dem Streit um ein paar Milliarden mehr oder weniger Umsatz. Gleichentags musste Idorsia die erneute Einberufung einer ausserordentlichen Gläubigerversammlung ankündigen.

Die Geldgeber der kleinen Baselbieter Pharmafirma sollen die Rückzahlungsfrist einer Wandelanleihe zum zweiten Mal innern Jahresfrist verlängern. Für die Allschwiler geht es um Sein oder Nichtsein. Eigentlich hätten beide Unternehmen allen Grund, ihre Interessen auf eine Linie zu bringen. Idorsia besitzt ein im amerikanischen Markt schon seit März 2024 zum Verkauf zugelassenes Medikament, das Patienten mit resistentem Bluthochdruck dringend nötige und allenfalls sogar lebensrettende Erleichterung verschaffen kann. Doch Idorsia hat die Kraft nicht mehr, Aprocitentan beziehungsweise Tryvio, wie die Pille in den USA nun heisst, unter die Leute zu bringen. An dieser Distributionskraft hat Novartis keinen Mangel. Ganz im Gegenteil: Mitte Jahr wird der Patentschutz für den grössten Umsatzbringer des Konzerns definitiv ablaufen. Das hat ein Berufungsgericht in den USA soeben festgestellt. Entresto dürfte 2024 rund 7,5 Milliarden Dollar Umsatz in die Novartis-Kasse gespült haben. Da lohnt sich auch ein grosser finanzieller Aufwand, um Ablauf des Patentschutzes um zwölf oder nur schon um sechs Monate zu verlängern. Aber Novartis muss den Patentablauf von Entresto jetzt planen und wissen, wie es die eigene Verkaufsmannschaft künftig einsetzen will, die darauf spezialisiert ist, den Kardiologen weltweit Neuheiten aus den eigenen Labors oder dem eigenen Sortiment anzubieten. Dem Cholesterinsenker Leqvio, den Novartis vor vier Jahren für 10 Milliarden Dollar eingekauft und selbst zur Marktreife weiterentwickelt hat, wird zwar ein grosses Potenzial nachgesagt. Aber der Umsatz von 531 Millionen Dollar in den ersten neun Monaten 2024 ist, zwei Jahre nach der Markteinführung, alles andere als ein Durchbruch. Zum Vergleich: Der Blutdrucksenker Diovan, den Novartis 2002 in den USA lanciert hatte, erreichte bereits drei Jahre nach seiner Einführung die Hälfte der späteren Rekordumsätze von 6 Milliarden Dollar pro Jahr. Dementsprechend tief unten durch musste Novartis nach dem Patentablauf von Diovan. Entresto, eine Pille, die gegen Herzinsuffizienz, aber auch gegen Bluthochdruck wirkt, ging 2015 ebenfalls mit hohen Erwartungen an den Start. Aber die Hälfte des letztjährigen Spitzenumsatzes erreichte Entresto erst im siebten Jahr nach der Markteinführung. Noch heute lässt sich der schleppende Start von Entresto deutlich am Verlauf des Aktienkurses ablesen. Aprocitentan respektive Tryvio werden es umsatzmässig zwar nie in die Dimensionen von Entresto schaffen, zumal nur etwa jeder zehnte Bluthochdruck-Patient eine Resistenz gegen die gängigen Medikamente aufweist. Doch das Idorsia-Medikament gilt unter Kardiologen als sehr wirkungsvoll und nützlich. Die grosse Novartis-Verkaufsmannschaft könnte der Idorsia-Pille also durchaus zu einem Markterfolg verhelfen und so vielleicht auch die Zukunft von Idorsia retten. Mit wem Idorsia derzeit über den Verkauf der Aprocitentan-Lizenz verhandelt, ist nicht bekannt. Bekannt ist nur, dass ein anonymer Interessent im Dezember eine Vorauszahlung über 35 Millionen Franken geleistet hat, die vermutlich exklusive Verhandlungen zur Bedingung macht. Doch die Verhandlungen verzögern sich, und ihr Ausgang ist offen, teilt Idorsia mit, die eine Gesprächsanfrage von CH Media am Montag unbeantwortet liess. Immer mehr drängt sich vor dem Hintergrund der existenziellen Krise des kleinen Allschwiler Forschungsunternehmens die Frage auf, ob der Schlüssel zur Lösung nicht bei Novartis liegen könnte. Novartis hat in den vergangenen Jahren zahlreiche Übernahmen, meistens in ausländischen Firmen, getätigt und dafür seit 2017 rund 30 Milliarden Dollar ausgegeben. Darunter waren auch milliardenschwere Fehlkäufe wie Morphosys, die nur Monate nach der Vertragsunterzeichnung abgeschrieben werden mussten. Ein solches Risiko bestünde im Fall von Idorsia und ihrem Blutdrucksenker Aprocitentan definitiv nicht. Eine erste Antwort zur Zukunft von Idorsia wird es schon in den nächsten Tagen geben, wenn die Gläubiger ihren Entscheid zum Zahlungsaufschub gefällt haben

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