Fernsehen: Vom freudlosen Vergnügen zum simplen Genuss

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Fernsehen: Vom freudlosen Vergnügen zum simplen Genuss
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Der Artikel reflektiert über die eigene Beziehung zum Fernsehen, von den strengen Regeln in anderen Haushalten bis hin zur eigenen Entspannung im Fernseher-Glotzen. Es wird auch die gesellschaftliche Meinung zum Fernsehen und seine Auswirkungen auf die Gesellschaft reflektiert.

Es gibt Fragen, die helfen sollen, einen Menschen besser kennenzulernen. Wie sieht ein perfekter Tag für dich aus? Wärst du gerne berühmt? Und wenn ja, wofür? Welches Thema ist zu ernst, um Witze darüber zu machen? Amerikanische Psychologen haben einen Fragebogen mit 36 solcher Fragen ausgearbeitet. Es gibt Haushalte, da dürfen die Kinder so viel fernsehen wie sie wollen. In anderen ist die TV-Zeit streng limitiert. Als Kind hatte ich Gspänli, die durften pro Tag zehn Minuten Fernsehen schauen.

Schlecht, denn eine Folge des Lieblingscartoons dauerte fünfzehn. Die Cartoons wurden ab VHS-Kassette gespielt, die Zeit mit der Küchenuhr gestoppt. Ging der Wecker ab, war es vorbei mit dem TV-Vergnügen. Die Folge wurde unterbrochen, ohne Rücksicht auf Verluste. Nicht selten wurde den Figuren mitten im Satz das Wort abgeschnitten. Man muss keine Dramaturgin sein, um zu verstehen, dass Fernsehen so eine recht freudlose Angelegenheit war. Zudem gab es ständig Diskussionen. Die Kinder wollten natürlich eine ganze Folge am Stück sehen. Man musste dann einen Tag auf den TV verzichten, um am nächsten die doppelte Zeit zu haben. Aber dann blieben ja wieder fünf Minuten Rest, und man war wieder gleich weit. Ausserdem dauerten manche Episoden nur dreizehn Minuten. Und weil die TV-Minuten limitiert waren, wollte man auch auf die zwei Minuten nicht verzichten, was die Zerstückelung der Zeichentrickfilme weiter vorantrieb. Die Kinder haben also verhandelt, gehaushaltet und Buch geführt über die Fernsehzeit. Man kann sagen, immerhin wurde Kopfrechnen geübt. Aber Rechnen war, zumindest für mich, eine freudlose Beschäftigung. Mich haben diese Verhandlungen nicht besonders interessiert. Schliesslich konnte ich zu Hause so viel fernsehen, wie ich wollte. Ein paar Regeln gab es schon, aber mehr oder weniger konnte ich schauen, was ich wollte und wie viel ich wollte. Ich glaube, deshalb hatte ich einen recht entspannten Umgang mit dem TV. Ich musste nicht warten, bis die Eltern aus dem Haus waren, um dann heimlich stundenlang vor dem Fernseher rumzuliegen. Auch die viereckigen Augen, die anderen Kindern angedroht wurden, habe ich bisher nicht bekommen. Doch durch die strengen Regeln in anderen Haushalten habe ich gemerkt, dass Fernsehen irgendwie kein guter Stil ist. Dass es keine sinnvolle Beschäftigung ist und dass Fernsehen, wenn überhaupt, ein «guilty pleasure», ein verschämtes Vergnügen ist. Es gab Familien, die hatten gar keinen Fernseher, das war irgendwie chic. Schliesslich habe ich mich eher geniert für meinen grenzenlosen TV-Konsum und habe versucht, ihn zu kaschieren. Etwa indem ich so tat, als würde ich Filme oder Serien gar nicht kennen. Zumindest in Mitteleuropa gilt bis heute die Annahme, dass Fernsehen zur allgemeinen Verdummung beiträgt. Dass man seine Zeit vergeudet und dem lieben Herrgott den Tag stiehlt. Kurzum, dass man besser etwas anderes macht, als in den TV zu glotzen. Ein bisschen verstehe ich das. Schliesslich ist Fernsehen eine der passivsten Tätigkeiten. Angeblich soll man beim Fernsehen noch weniger Energie verbrauchen als beim Schlafen. Noch schlechter wird die Energiebilanz, wenn man beim Fernsehen auch noch einen kleinen Snack zu sich nimmt. Was ich allerdings sehr empfehle. Denn unterdessen habe ich meine Hemmungen dem TV gegenüber aufgegeben. Was gibt es Besseres, als bisweilen seine Zeit zu vergeuden? Es ist absolut erfrischend, die protestantische Ethik über Bord zu werfen, vor einem grossen Fernseher zu sitzen und so viel zu glotzen, wie man will. Am Ende sind es eben die simplen Vergnügen, die das Leben schön machen. Und streng kann man’s auch morgen wieder haben. Zurück zur Anfangsfrage: Ich durfte so viel fernsehen, wie ich wollte. Der Fernseher stand mitten in der Stube, je grösser, desto besser. Seine Stellung wurde nicht hinterfragt, und er lief immer, wenn jemand Lust hatte zu schauen. Auch wenn Gäste da waren. Schliesslich wollten auch die wissen, wie das Skirennen oder der Fussballmatch ausging. Auch die Kinder konnten mitschauen, so lange sie wollten. Dazu gab es Cola, niemand trug beige, und alle Anwesenden dachten, Pilates sei etwas zum Essen. In Gesellschaft frage ich gerne andere nach ihren kindlichen TV-Erinnerungen. Es ist ein erstaunlich vergnügliches Thema für einen guten Schwatz

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