Die Schweizer Elektrizitätsindustrie sieht für die Energieversorgung der Zukunft einen Bedarf an mehr Windenergie. Eine neue Studie des Verbandes der Schweizerischen Elektrizitätsunternehmen (VSE) zeigt, dass bis 2050 50 Prozent mehr Strom benötigt wird.
Heute präsentiert der Verband der Schweizerischen Elektrizitätsunternehmen VSE eine Studie zur « Energiezukunft 2050». Bis in 25 Jahren brauche es 50 Prozent mehr Strom. Nötig seien mehr Windanlagen für den Winter und Lösungen für den Solarstrom überschuss im Sommer. Neue Kernkraftwerke sind im VSE kein Thema. Verbandspräsident Martin Schwab über die Stromversorgung in der Schweiz.
Martin Schwab VSE-Präsident Personen-Box aufklappen Personen-Box zuklappen Martin Schwab präsidiert seit knapp einem Jahr den Verbands Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen. SRF News: Martin Schwab, der VSE kommt in seiner Studie zum Schluss, dass vor allem für die Versorgung im Winter mehr Windenergie optimal wäre. Warum gerade Windenergie? Martin Schwab: Unsere Berechnungen zeigen, dass wir bis ins Jahr 2050 rund 50 Prozent mehr Strom brauchen werden. Eine Erhöhung von 60 auf 90 Terrawattstunden. Windanlagen liefern auch bei schlechtem Wetter Strom, wenn es bewölkt ist oder schneit, und der Wind weht. Mit diesem Mix aus Solar- und Windstrom wird die Produktion stabiler. Mit dem Zubau an Solaranlagen werden wir in den nächsten Jahrzehnten im Sommer über genügend Strom verfügen, für den Winter wird es nicht reichen. Die Studie des VSE zeigt, es wird nicht nur genügend Strom im Sommer haben, sondern zu viel. Das ist problematisch? Die Frage ist: Was machen wir mit diesem Stromüberschuss? Mit dem starken Zubau an Solaranlagen haben wir im Sommer einen deutlichen Stromüberschuss. In Spanien beispielsweise zeigt sich das sehr deutlich. Es kommt im Sommer zu negativen Preisen am Strommarkt, weil es zu viel Strom im System hat. Wir müssen versuchen, möglichst viel Strom zu speichern. Schlimmstenfalls müssen wir die Einspeisung von Solarstrom ins Netz begrenzen, weil wir den Strom nicht abtransportieren können. Macht es noch Sinn, neue Solaranlagen auf Hausdächern zu bauen, wenn es jetzt schon im Sommer zu viel Strom hat? Grundsätzlich machen Solaranlagen Sinn. Vor allem für Strom, den man selbst verbrauchen kann. Aber wir werden in den nächsten Jahren wohl nicht mehr den ganzen Solarstrom im Netz abtransportieren können. Es ist so, dass ein komplett unlimitierter Zubau von Solarstrom volkswirtschaftlich irgendeinmal keinen Sinn mehr macht. Im Moment wird auch der Bau von neuen Kernkraftwerken diskutiert. Der Bundesrat möchte im Gegenvorschlag zur sogenannten Blackout-Initiative das Verbot aufheben, neue Kernkraftwerke zu bauen. Das unterstützt der VSE? Ja. Wir sind für Technologieoffenheit. Wir glauben, es wäre falsch, eine Technologie einfach auszuschliessen. In unserer Studie bis 2050 spielen neue Kernkraftwerke jedoch keine Rolle, weil wir nicht davon ausgehen, dass neue Kernanlagen bis 2050 gebaut werden. Ob es sinnvoll ist, diese Diskussion jetzt zu führen, darüber kann man sich streiten. Denn es ist kein Thema. Es ist heute nicht wirtschaftlich, neue Kernanlagen zu bauen und niemand würde eine planen. Aber wenn es eine Abstimmung gibt, dann sagen wir, wir auferlegen uns keine Denkverbote. Neue Kernkraftwerke wären nicht wirtschaftlich? Eine Kernanlage ist aus heutiger Sicht aufgrund der regulatorischen und technischen Risiken nicht wirtschaftlich. Niemand würde ohne Garantien oder Abnahmeverpflichtungen eine Kernanlage bauen. Notabene haben diejenigen Anlagen, die in Europa gebaut werden, alle eine Abnahmeverpflichtung oder eine Preisgarantie. Das Gespräch führte Karoline Arn
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