Der US-Präsident verspricht allen Familien die freie Schulwahl. Doch in Arizona bleiben arme Familien bei öffentlichen Schulen zurück, weil Privatschulen für sie unzugänglich sind.
Der US-Präsident verspricht allen Familien, dass ihre Kinder eine Privatschule besuchen können. Tatsächlich sind die Möglichkeiten begrenzt. Das zeigt das Beispiel von Müttern in Arizona . Kinder und eine Lehrerin in einer öffentlichen Schule in Phoenix: In der Wüstenstadt wuchern Privatschulen , zu denen viele Bewohner keinen Zugang erhalten. Für arme Familien erweisen sich die Hürden aber als sehr hoch.
Eltern versuchen jetzt selbst, Einfluss auf lokale Schulen zu nehmen, um die Bildung zu verbessern. Arizona versprach Alma Nuñez, Angelica Zavala und Regina Uribe das Blaue vom Himmel. Das fällt leicht zu glauben in Phoenix: Über der Hauptstadt des Wüstenstaats ziehen selten Wolken auf. Und wenn, verflüchtigen sie sich meistens bald wieder. Die Sorgen der drei Mütter hingegen lösten sich nicht in Luft auf, aller Versprechungen zum Trotz. Sie sollten die Schulen für ihre Kinder frei wählen können. Endlich schien die Aussicht auf eine bessere Zukunft erreichbar. Wie der Traum zuerst in sich zusammenfiel und wie sie ihm doch näherrücken will, erzählt Alma Nuñez in der Küche ihres Häuschens in Phoenix. Der Tisch ist reich gedeckt. Pan Dulce, mexikanisches Süssgebäck mit Guavefüllung, Wassermelone, Trauben. An einem Fenster steht noch Feliz Navidad. Das Thermometer zeigt 16 Grad Aussentemperatur, Winter in der Wüste. «Es ist kalt», sagt Nuñez, schulterlange braune Haare, silberne Ohrringe. Sie zieht die Strickjacke mit dem grauen Leopardenmuster enger um sich.Als eine der ersten Amtshandlungen hat der US-Präsident ein Dekret über die freie Schulwahl erlassen, um Familien zu «ermächtigen», wie es darin heisst. «Jedes Kind verdient die bestmögliche Bildung, unabhängig von der Postleitzahl.» Auch wer nicht in einer wohlhabenden Gegend aufwächst, soll guten Unterricht erhalten. Trumps Ziele klingen wie jene, die Arizona bereits vor zwei Jahren ausgab. Diesmal aber glauben Alma Nuñez, Angelica Zavala und Regina Uribe nicht mehr daran.Der Wüstenstaat geht mit der freien Schulwahl weiter als alle anderen US-Bundesstaaten. Eltern, die ihre Kinder auf eine Privatschule schicken, erhalten aus Steuergeldern einen Beitrag von mehr als 7000 Dollar. Das entspricht 90 Prozent des Basisbeitrags für öffentliche Schulen. 83’000 Schüler nehmen den Gutschein in Anspruch, siebenmal mehr als vor der Reform. Selbst wohlhabende Eltern erhalten Zuschüsse aus Steuermitteln. Die drei Mütter freuten sich zunächst, als sie von den Gutscheinen erfuhren. «Ich will eine gute Bildung für meine Kinder, damit sie eine Universität besuchen können», sagt Angelica Zavala. Sie trägt ein Flanellhemd mit rot-schwarzem Karomuster, typisch amerikanisch. Aber sie beschreibt sich in erster Linie als «Mamá Latina»: Sie wisse, was für ihre zwei Töchter gut sei und setze ihren Willen resolut durch. Ihre rot geschminkten Lippen unterstreichen es mit einem Lächeln.einst wegen der nahen Rohstoffminen, heute als Standort von Finanz- und anderen Dienstleistern. Doch die Ernüchterung folgte rasch. Zavala stellte fest, dass in ihrer Umgebung von Wahlfreiheit keine Rede sein kann. Das bestätigt Alma Nuñez: «In unseren Stadtteilen gibt es kaum Privatschulen.»Im Südwesten von Phoenix nimmt nur eines von 100 Kindern eine Bildungsgutschrift in Anspruch, wie die Rechercheorganisation Pro Publica berechnete. In einem wohlhabenden Vorort im Norden sind es 25-mal mehr, jedes vierte Kind. Vom staatlichen Zuschuss profitieren also vor allem jene, die ohnehin schon privilegiert sind. An den öffentlichen Schulen verbleiben die Kinder, deren Familien sich nichts anderes leisten können.in der Stadt ist von weitem zu sehen. Zum Beispiel von den Aussichtspunkten auf den South Mountains. Eine kurvenreiche Strasse führt dort hinauf, Saguaro-Kakteen schauen mit ihren angewinkelten Armen wie Schiedsrichter auf die Stadt hinunter. Unten in der flachen Wüste erheben sich die Hochhäuser von Downtown, dahinter die Villenquartiere. Quer durch die Stadt zieht sich der Salt River, eine Trennlinie zu den weniger gut betuchten Strassenzügen im Süden, ein Industriequartier, durchsetzt mit einstöckigen Häuschen.Dort wohnt Alma Nuñez mit ihrer Familie. Zwei ihrer drei Söhne sind autistisch, von einer Privatschule erhoffte sich Nuñez eine bessere Betreuung. In ihrem Quartier gibt es nur eine Handvoll davon. Die eine verlangt mehr als 10’000 Dollar Schulgeld pro Jahr, zu viel für die Mutter, die in einem Restaurant arbeitete. Anderswo erhalten die Kinder kein Mittagessen, es steht kein Schulbus zur Verfügung. Am Ende kam für Alma Nuñez eine einzige Schule infrage, ihr Jüngster hätte mit öffentlichen Bussen hinfahren müssen, mit Umsteigen, 40 Minuten pro Weg. Unzumutbar für Erick, neun Jahre alt, Autist. Nun geht er in die nächstgelegene öffentliche Schul
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