Der Rückzug von Corine Mauch und André Odermatt eröffnet der SP Zürich die Möglichkeit, sich mit neuen Gesichtern zu präsentieren.
Corine Mauch und André Odermatt haben ihre Rücktritte als Zürcher Stadträtinnen angekündigt. Damit endet nach 17 bzw. 16 Jahren eine Ära der SP Zürich. Für die Sozialdemokraten ist der Rückzug ein Segen, da die umstrittenen Sesselkleber-Vorwürfe nun vom Tisch sind und Raum für Erneuerung geschaffen wird. Mitglieder einer neuen Generation können sich bewerben und beweisen. Bereits Stunden nach der Bekanntgabe der Rücktritte am Montag zeigt sich, dass der Wunsch nach Veränderung groß ist.
Zahlreiche Ambitionierte aus den Reihen der SP zeigen Interesse an einer Kandidatur, darunter Nationalrätinnen, Gemeinderäte, Schulkreispräsidentinnen, Partei- und Fraktionspräsidenten. Bislang gibt es kaum Absagen. Raphael Golta, Stadtrat und bisheriger Chef des Sozialdepartements, hat seine Ambitionen auf das Amt des Stadtpräsidenten kundgetan. Sollte Golta das beliebte Sozialdepartement abgeben, würde dies die Kandidatur für andere Interessierte in der SP attraktiver gestalten. Eine der schwierigsten Fragen für die SP wird somit frühzeitig geklärt: Wer soll Corine Mauch beerben? Golta gilt als Favorit für das Stadtpräsidium. Die Geschlechterfrage könnte ihn jedoch in Bedrängnis bringen. Bereits jetzt kündigt Nationalrätin Céline Widmer an, Golta den Vortritt beim Stadtpräsidium zu lassen. Die SP kann sich somit frei von der Präsidiumsfrage auf das Kandidierendenfeld konzentrieren. Das eröffnet die Chance für überraschende und gewagte Kandidaturen, die frischen Wind in die Zürcher Politik bringen könnten. Eine Doppelvakanz birgt zwar immer ein Restrisiko, da gleich zwei Neue im Wahlkampf populär gemacht werden müssen. Für die SP dürfte dieses Risiko – Stand heute – aber eher klein sein. 2022 verlor die Partei deutlich an Wählerstimmen, trotzdem eroberte Simone Brander den vierten SP-Sitz zurück. Sie erzielte mehr Stimmen als die bisherigen Mitte-rechts-Männer von GLP und FDP. Die SP hat sich in eine gute Ausgangsposition für die Gesamterneuerungswahl im März 2026 manövriert. Sie hat die Möglichkeit, mit neuen Köpfen ihren Machtanspruch zu zementieren. Für die Bürgerlichen oder Zentrumsparteien wird es schwierig, die Chance der Doppelvakanz zu nutzen, um der SP einen Sitz abzujagen. Damit das gelingen könnte, bräuchten sie eine aufsehenerregende Kandidatur für das Stadtpräsidium. Eine Überfliegerin, die den Startvorteil von Raphael Golta (seit elf Jahren amtierender SP-Stadtrat im roten Zürich) wettmachen könnte. Gegenwärtig ist keine solche Figur in Sicht
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