Schweizer Mitte-Partei in der Krise: Intrigen, Rücktritte und Kandidatenmangel

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Die Schweizer Mitte-Partei steht vor einer tiefen Krise. Präsident Gerhard Pfisters Rücktritt nach internen Konflikten und Vorwürfen wirft die Frage nach der Zukunft der Partei auf. Mangelnde Kandidatenbereitschaft und tiefgreifende Differenzen innerhalb der Parteistrukturen machen die Situation prekär. Die Partei steht vor der Herausforderung, sich schnell zu sortieren, um ihre politische Rolle in der Schweiz zu bewahren.

Das Schweizer Parlament befasst sich mit einer spannenden Serie, die nicht auf Fernsehen oder Streaming-Plattformen zu sehen ist, sondern unter der Bundeshauskuppel. Die Serie spielt in den Reihen der Mitte-Partei und handelt von Konflikten, Rache und Missgunst. Sie ist öffentlich ausgetragen und schonungslos, mit einer neuen Folge jeden Tag. Seit dem Rücktritt von Präsident Gerhard Pfister bricht in der Partei etwas auseinander.

Alte Vorwürfe zur Arbeitssituation im Mitte-Generalsekretariat werden mit neuer Dringlichkeit vorgetragen. Pfister dürfe nur als Bundesrat kandidieren, wenn die Vorwürfe zuerst extern untersucht würden, fordern Mitte-Vertreterinnen wie Ständerätin Andrea Gmür und Frauen-Präsidentin Christina Bachmann-Roth. Pfister sei zu alt für das Amt, sie bevorzuge eine jüngere Kandidatur, sagt Parteileitungsmitglied Yvonne Bürgin in der SRF-«Arena». Prompt gibt Pfister einen Tag später seinen Rücktritt bekannt. Bundesratswahlen sind Zeiten der Intrigen und Gerüchte, alte Rechnungen werden beglichen. Doch kaum je wurde ein Parteipräsident öffentlich aus den eigenen Reihen derart demontiert, ehe er überhaupt eine Kandidatur kommuniziert hatte. Gerhard Pfister, neun Jahre lang Vertreter der Partei an abendlichen Hundsverlochete, erhält als Quittung für diesen Einsatz: offene Ablehnung.Gerhard Pfister führte die Partei straff. Er war kein geschmeidiger Präsident, der allen etwas bot. Jovialität liegt ihm fern. Pfister ist der Typ kühler Stratege, der dem Erfolg alles unterordnet. Sachpolitische Positionierungen spurte er häufig instinktiv und immer selbstbewusst vor. Das trug ihm extern Respekt und intern Argwohn ein. In einer Partei, in der Konzilianz sinnstiftend ist, eckt ein solches Naturell an. Mit Pfisters Rücktritt entluden sich unter dem Deckel gehaltene politische Differenzen und persönliche Animositäten. Dass ihm die Querelen im Generalsekretariat gerade jetzt vorgehalten werden, dürfte kaum ein Zufall sein. Ein Beispiel für die politischen Differenzen: Das christliche C bedeutete für viele in der Partei Identität – nicht nur in den konservativen Stammlanden. Pfister und seine Generalsekretärin Gianna Luzio trieben die Fusion der CVP mit der BDP zur Mitte-Partei zügig voran. In der Urabstimmung sprachen sich zwar 60 Prozent der CVP-Basis für den Namenswechsel aus. Aber eben auch 40 Prozent dagegen. 40 Prozent, die Pfister mit dem identitätsverändernden Projekt nachhaltig verstört haben dürfte. In der Öffentlichkeit blieb es überraschend ruhig. Doch es scheint plausibel, dass der nun aufbrechende Konflikt auch eine Spätfolge dieser tiefgreifenden Reformen ist. Gerade nehmen in der Mitte die Differenzen jedweder Natur überhand – ein gefährlicher Moment für die Partei. Wenn keiner mehr den Deckel draufhält, droht sie sich im Flügel- und Konkurrenzkampf zu zerreiben. Der Streit ist bereits heute in den beiden Parlamentskammern angelegt: hier die konservativen Ständeräte, da die sozialliberalen Nationalratsmitglieder. Ohne klare Marschrichtung neutralisieren sie sich – und damit die Bedeutung der Partei.Die Partei kämpft mit einem weiteren Problem: keinen Bundesratskandidaten. Viele Mitglieder sind nicht bereit, den Anforderungen des Amtes zu Gesicht zu stehen. Sie geben an, dass ihnen die Kandidatur „nicht passt in die Lebensplanung“ oder dass „das innere Feuer fehlt“. Der Job des Bundesrats heute schärfer denn je mit einem gemächlichen Parlamentarierleben kontrastiert. Die Globalisierung erhöht das Tempo politischer Entscheide, die Polarisierung verschärft den Ton, die Exposition ist maximal. Auch sie war persönlichen Verunglimpfungen ausgesetzt. Das muss zu denken geben. Trotzdem bleibt das höchste politische Amt ein Privileg. Gestaltungswillige Politikerinnen und Politiker müssten sich eigentlich darauf stürzen. Die Mitte-Partei muss sich jetzt rasch zusammenraufen. Sie muss erstens überzeugende Kandidaturen bringen. Und zweitens der Bevölkerung statt interner Konflikte Visionen für die Landesregierung präsentieren. Noch-Präsident Gerhard Pfister braucht einen Notfallplan

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