Raubkunst: Das Kunsthaus Zürich unternimmt einen weiteren Versuch, sich mit der umstrittenen Sammlung Bührle auseinanderzusetzen.
Die belgische Kunstkritikerin Ann Demeester hat 2022 die Leitung des Kunsthauses Zürich übernommen und damit die Verantwortung, die Sammlung Bührle neu zu bewerten und die Beziehungen zwischen dem Museum und dem Waffenhändler besser darzustellen.Das Kunsthaus Zürich unternimmt einen weiteren Versuch, sich mit der umstrittenen Sammlung Bührle auseinanderzusetzen. SWI swissinfo.ch sprach mit der Direktorin Ann Demeester über die neue Ausstellung.
Demeester erläutert gegenüber SWI swissinfo.ch ihren Umgang mit der Sammlung, der einen klaren Bruch mit demjenigen ihres Vorgängers darstellt, und die unterschiedliche Situation, mit der sie am Kunsthaus Zürich konfrontiert ist, im Vergleich zum Kunstmuseum Bern, das sich ebenfalls mit einem hochkarätigen Fall - der Gurlitt-Sammlung - befassen musste.
Mit dieser Ausstellung wollen wir beides zeigen: Das ist eine wunderschöne Sammlung von aussergewöhnlichen Meisterwerken. Aber sie ist auch umstritten. Es gibt darin Werke, von jüdischen Vorbesitzer:innen, die Diskussionfälle sind. Und selbst die anderen Kunstwerke wurden mit Emil Bührles Kapital gekauft, ein Kapital, das zu einem wesentlichen Teil aus Waffenverkäufen während der NS-Zeit an Nazi-Deutschland stammt.
Ein Gemälde voller Widersprüche: das Porträt von Emil Bührle, gemalt von dem österreichischen Künstler Oskar Kokoschka . In Anbetracht von Bührles Abneigung gegen die moderne Kunst und der Tatsache, dass Kokoschka ein offener Linker war, fragt man sich, was sie zusammengebracht hat. Ein möglicher Anhaltspunkt ist, dass beide die abstrakte Kunst hassten.
Wir möchten den Besucher:innen erlauben, dieses Bild als impressionistisches Meisterwerk zu betrachten. Aber sie sollten auch erfahren, dass hinter dem Bild ein Leben voller Krieg, Verlust und Tod stand – Irène Cahen d'Anvers gesamte Familie wurde in Konzentrationslagern ermordet, ihr Porträt von den Nazis beschlagnahmt. Nach dem Krieg wurde es ihr zurückgegeben, bevor sie es 1949 an Bührle verkaufte.
Wir wollen es nicht allen recht machen. Wir werden auch nicht auf alles eingehen können. Aber wir wollen verstehen, welche Diskussionen für unsere Besucher:innen wichtig sind. Wir werden weiterhin Expert:innen einladen. Wenn wir zurück in der Zeit gehen müssten, würden wir den Beirat sofort wieder einladen. Ohne Zweifel, ohne Zögern.
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