«Mach‘ deinen Job und schweig», hat man Opernsängerin Marion Ammann zu Karrierebeginn geraten. Und Regula Mühlemann, der Star am Schweizer Opernhimmel, sagt: «In der Branche herrscht ein Machtgefälle. Das birgt die Gefahr, dass die Leute auf der unteren Stufe sich nicht wehren.
Auf die Frage, ob Marysol Schalit ihren Beruf als Opernsängerin nochmals wählen würde, zögert sie. «Ja», sagt sie schliesslich. «Wahrscheinlich ja.» Dabei ist das Zusammenspiel von Musik und Schauspiel ihre grosse Leidenschaft. 12 Jahre war die Berner Sopranistin am Theater Bremen festangestellt.
Geküsst gegen den WillenBesonders in den Anfängen ihrer Karriere hat Marysol Schalit mehrere heftige Grenzüberschreitungen erlebt, wie sie sagt. So steckte ihr ein Bühnenpartner mitten in der Vorstellung die Zunge in den Mund. Vor dem Publikum. Auch ein anderer Kollege nutzte die fragile Situation während einer Aufführung schamlos aus: Er nahm ihre Hand und legte sie ungefragt in seinen Schritt.
Sie sind laut der Sängerin immer noch trauriger Alltag in der Branche. Die Mehrheit schweigt – aus Angst und Scham in einem Business, in dem das Machtgefälle und die Konkurrenz riesig ist. Doch offenbar bleibt die Branche anfällig, wie eine Umfrage an deutschen Opernhäusern zeigt: Über 61 Prozent der befragten klassischen Sängerinnen hat mehrfach Sexismus erlebt. Gar über 71 Prozent mussten sich Bemerkungen zu Körper oder Körperteilen gefallen lassen.
Halbnackt auf der Bühne und SexszenenKunst geht oft an die Grenzen, um Grosses zu schaffen. In der Opernwelt hat sich das Regietheater zunehmend durchgesetzt: Die Aufführungen sind heute spektakulärer, exzentrischer und intimer.
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