Francesco Cosentino ist der erste männliche Athlet im Schweizer Artistic Swimming Nationalkader. Er ist ein Pionier in einer Sportart, die traditionell von Frauen dominiert wird. Cosentino zeigt, dass Artistic Swimming offen für alle Geschlechter ist und erbaut auf dem Wandel hin zu mehr Inklusion im Sport.
In der Schweiz des Artistic Swimming sticht ein junger Athlet hervor: Francesco Cosentino ist der erste männliche Athlet im Nationalkader . Während Schwimmerinnen die dominierende Rolle spielen, zeigt er, dass es sich dabei längst nicht mehr nur um eine Frauen sportart handelt. Acht Köpfe von jungen geschminkten Frauen schauen im Hallenbad auf dem Campus Sursee zum Wasser hinaus. Zackig und mit viel Energie strecken sie gleichzeitig ihre Arme.
Sie springen nach oben und man sieht das farbige Badekleid. Innert kürzester Zeit tauchen sie ab und schon schauen 16 Beine zum Wasser heraus. Anders als die Mädchen trägt einer eine Badehose und kein Make-up. Francesco Cosentino ist der erste männliche Athlet in einem Schweizer Nationalkader im Artistic Swimming. «Mir gefällt es, sich so im Wasser zu bewegen, wie es an Land nicht möglich ist», beschreibt der 17-Jährige seine Leidenschaft.Tanzende Frauen im Wasser, mit Glitzer-Badekleidern und Make-up: So stellen sich die meisten Menschen Artistic Swimming, das früher Synchronschwimmen hiess, vor. Ein Mann ist dabei nur selten zusehen. Erst 2015 führte der internationale Schwimmverband die Kategorie «Mixed-Duett» ein, in welcher eine Frau mit einem Mann zusammen schwimmt. Seither sind männliche Athleten im Sport zu sehen. Dennoch: Die Frauen sind deutlich in der Überzahl. Der Verband, Swiss Aquatics Artistic Swimming, vergleicht die Situation mit dem Fussball: «Lange war Fussball eine reine Männer-Sportart. Dort gab es auch einen Wandel», sagt Vanessa Nadège Ducoloné, Sportdirektorin. Beim Artistic Swimming ist die Entwicklung zwar lange noch nicht so weit wie beim Fussball. Dennoch weiter als beispielsweise Rhythmische Sportgymnastik, die schon immer eine reine Frauendisziplin ist und weiterhin bleibt. Heute können die männlichen Athleten nebst dem «Mixed-Duett» ebenfalls in den Team-Disziplinen (in einer Gruppe von acht Personen) sowohl auch in der Solo-Kategorie, also allein, antreten. An den Olympischen Spielen 2024 in Paris wäre es in der Team-Kategorie erstmals möglich gewesen, dass Männer in der Sportart teilnehmen. Jedoch hat keine Nation einen männlichen Athleten nominiert.1984 war Artistic Swimming (damals noch Synchronschwimmen) erstmals im Programm an den Olympischen Sommerspielen. Damals waren die Disziplinen Duett (zwei Schwimmerinnen) und Solo (eine Schwimmerin) der Frauen im Programm. Die Team-Kategorie der Athletinnen wurde 1996 eingeführt und im Jahr 2000 wurde die der Solo-Event gestrichen. 2022 wurde bekannt, dass in Paris 2024 zum ersten Mal auch Männer zugelassen sind. Somit wurde die Kategorie in «Mixed-Team »umbenannt. Jedoch hatte sich keine Nation dafür entschieden, einen männlichen Athleten im Team zu haben. Ein Grund dafür ist, dass die Verbände sich für lange Zeit auf das «Mixed-Duett» fokussiert haben. Erst 2022 wurde bekannt, dass es die «Mixed-Team-Kategorie» an Olympia geben wird. «In zwei Jahren das Konzept zu ändern, ist natürlich herausfordernd», sagt Michelle Nydegger, Chefin Leistungssport und Nachwuchs. «Und am Ende sind es die Olympischen Spiele. Da steckt so viel Planung dahinter. Noch einen kurzfristigen Wechsel zu machen, ist sehr anspruchsvoll.» Eine andere Meinung hat Susanne De Angelis. Die Italienerin ist die Trainerin von Cosentino beim Schwimmverein beider Basel. «Die Nationen hätten in Paris die Möglichkeit gehabt, Geschichte zu schreiben. Sie haben sich aber dafür entschieden, dem Üblichen zu folgen und nur Frauen zu nominieren. Es hätte sicher viel mediale Aufmerksamkeit erhalten, wenn erstmals ein Mann teilgenommen hätte. Diese Chance ging damit verloren.»Doch kommen wir zurück zu Francesco Cosentino. Vor zwei Jahren entschied sich der gebürtige Italiener, in die Schweiz zu kommen. «Am Anfang war es schon komisch», meint Cosentino. «Aber man gewöhnte sich daran und die Mädchen haben mich aufgenommen.» In seiner Heimat war er nicht der einzige männliche Athlet – es war also normal, dass ein Junge ins Hallenbad kommt. Grund, weshalb Cosentino in die Schweiz gekommen ist, ist seine Trainerin. «Seine Energie fiel mir gleich zu Beginn auf», sagt De Angelis. Die ersten technischen Fähigkeiten hat er beim Klub in Bologna erlernt. «Seine Stärke ist die Höhe», sagt die 59-Jährige. Heisst, wenn die Beine aus dem Wasser schauen, kommt er sehr hoch aus dem Wasser hinaus.Woran er noch arbeiten muss, sei der artistische Ausdruck. «Ich bin noch zu wenig präsent im Wasser und muss lernen, meine Emotionen noch mehr zu zeigen», meint Cosentino. «Es gibt nicht eine Übung, um das zu verbessern. Das kommt mit Erfahrung», sagt Cosentino. Das bestätigt auch Trainerin De Angelis: «Ich arbeite mit ihm daran, dass er sich selbst ausdrücken kann und seinen Körper fühlt. Er muss aber noch eine Art von Kreativität finden». Gerade als Solist, wenn er allein im Wasser ist, ist es wichtig, die eigene Art zu schwimmen zu finde
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