Ein drohendes Verlustgeschäft: Warum es für Aargauer Förster schwieriger wird, die Wälder nachhaltig zu bewirtschaften

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Ein drohendes Verlustgeschäft: Warum es für Aargauer Förster schwieriger wird, die Wälder nachhaltig zu bewirtschaften
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Viele Forstbetriebe im Kanton Aargau stehen vor einem Dilemma: Die steigende Anzahl an kranken und geschädigten Bäumen führt zu einer immer schwieriger werdenden nachhaltigen Waldbewirtschaftung. Drei Förster aus dem Freiamt, dem Fricktal und der Region Brugg erklären, wie sie mit diesem Problem umgehen.

Ein drohendes Verlustgeschäft: Warum es für Aargauer Förster schwieriger wird, die Wälder nachhaltig zu bewirtschaften\Viele Forstbetriebe im Kanton stehen in dieser Holzsaison vor einem Dilemma: Sie müssen so viele kranke Bäume fällen, dass die Holzernte fast nicht mehr rentiert. Drei Förster aus dem Freiamt, dem Fricktal und der Region Brugg erklären, wie sie mit dem Problem umgehen.Die Böden sind gefroren, die Motorsägen surren, es ist Holzsaison.

«Diese Arbeit ist lebensgefährlich», sagt Nico Küng und blickt auf die Eschen, die er an diesem Tag in Hägglingen fällen wird. Der Pilz, der sie befallen hat, bewirkt, dass ihre Äste absterben. Sind auch die Wurzeln tot, kann die Esche umstürzen wie ein Mikadostäbchen. Die Krankheit heisst Eschenwelke und breitet sich schweizweit aus. Auf der Parzelle in Hägglingen müssen alle Eschen weg, aus Sicherheitsgründen. Sie werden ersetzt durch Baumarten, die besser mit dem Klimawandel zurechtkommen, zum Beispiel die Stileiche. «Es ist ein heftiger, aber notwendiger Eingriff», sagt der junge Förster.Nico Küng ist stellvertretender Revierförster des Forstbetriebs Wagenrain. Dieser bewirtschaftet den Wald der Ortsbürgergemeinden Bremgarten, Dottikon, Hägglingen, Waltenschwil und Wohlen. Seit acht Jahren arbeitet der 28-Jährige im Betrieb, der sein Vater führt. «Schon mein Grossvater war Förster», sagt Küng, die Berufsfrage habe sich ihm gar nie wirklich gestellt.Die Waldpflege ist die Hauptaufgabe des Forstbetriebs, «doch wir machen immer mehr Problembewältigung», sagt Küng. Besonders schlecht geht es der Fichte, die oft dem Borkenkäfer zum Opfer fällt. Das beschädigte Holz kann Küng als Brennholz verkaufen. Verglichen mit gesunden Stämmen ist es aber weniger Wert. Zusätzliche Bäume fällen darf er nur, wenn es der Hiebsatz erlaubt. Dieser ist für jeden Forstbetrieb über 15 Jahre festgelegt und bestimmt, wie viel Holz ein Betrieb jährlich ernten darf. Die Förster sind somit einem Konflikt ausgesetzt, der sich immer mehr verschärft: Die Eigentümer, für die sie arbeiten, wollen Holz als Rohstoff nutzen. Doch sie müssen immer mehr Bäume zwangsweise fällen, weil diese krank, vertrocknet oder sturmgeschädigt sind. Zugleich dürfen die Förster nicht mehr Holz schlagen, als auch wieder nachwächst. Küng stellt eine Leiter an die Eiche, die er absägen will, steigt hoch, legt ein Stahlseil um den Stamm und gibt dem Mitarbeiter im Traktor per Funk durch, er solle das Seil anziehen. «So können wir die Fallrichtung kontrollieren», erklärt Küng, steigt runter und wirft die Kettensäge an.Damit das Geschäft rentiert, setzt der Forstbetrieb Wagenrain als zweites Standbein auf den Anbau von Christbäumen. «Dies hält uns von November bis Weihnachten auf Trab», sagt Nico Küng. Jährlich erntet er 15’000 Christbäume und vertreibt sie in der ganzen Schweiz. Bekannt ist der Betrieb für grosse Bäume wie jenem, der während der Adventszeit auf dem Züricher Münsterplatz stand.Wer mit Christbäumen einträglich geschäften wolle, müsse dies so professionell aufziehen wie Küng, sagt Urs Steck. Er leitet den Forstbetrieb Möhlin. Für ihn ist das keine Option. Doch auch Steck übernimmt zusätzliche Aufgaben neben der Waldbewirtschaftung. Er pflegt Hecken, Flurwege und Strassenränder im Auftrag des Kraftwerks Ryburg-Schwörstadt, der SBB, von Einwohnergemeinden und Privaten. «Wer nur am Holzpreis hängt, ist dem komplett ausgesetzt», sagt Steck. Obwohl die reine Holzerei kostendeckend sein könne, gebe es Arbeiten, die dadurch unbezahlt blieben, wie das Pflanzen und Pflegen junger Bäume sowie das Aufräumen und Putzen nach dem Holzschlag. Was die Schäden betrifft, geht der 60-Jährige mit Nico Küng einig: «Normale Waldpflege ist das schon lange nicht mehr.» Die Hälfte aller Bäume, die er fällt, muss er absägen, weil sie geschädigt sind. Ist der Schnitt getan, geht der Förster auf Abstand. Nico Küng: «Wir schneiden den Stamm nie ganz durch, das wäre gefährlich.»Noch bis in die 1980er-Jahre galt: Wer mit Wald Geld verdienen will, pflanzt Fichten. Das Bauwesen war auf das leichte, aber robuste Nadelholz ausgerichtet. Ihr Holz ist vielseitig nutzbar. Doch nun zeige sich, wie anfällig Wälder seien, wenn eine Durchmischung von Baumarten fehlt, sagt Steck. Er stellt klar, auf dem Spiel stehe nicht der Wald – «der wird immer überleben» –, sondern der Rohstoff Holz. «Mit einer Birke kann man keinen Dachstock bauen», sagt er. Es gelte, ein Gleichgewicht zu finden, bei dem sowohl klimaresistente als auch wirtschaftlich wertvolle Bäume gefördert würden.Urs Steck hat aber noch ein anderes Problem: «Ich suche seit einem halben Jahr zwei Mitarbeitende und finde niemanden.» Er arbeitet seit über 40 Jahren im Wald, auch sein Vater war Förster. Steck weiss, dass er mit seiner Situation nicht allein ist: «Im Fricktal suchen alle Betriebe qualifiziertes Forstpersonal.»In der Region Brugg arbeitet Förster Oliver Frey allein. Er ist zuständig für den Wald der Ortsbürgergemeinden Villigen, Rüfenach, Remigen und Böttstei

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