Genau fünf Jahre ist es her. Am 16. März 2020 rief der Bundesrat den nationalen Lockdown in der Schweiz aus. Eine Zäsur im gesellschaftlichen Leben. Der St.Galler Soziologe Niklaus Reichle erklärt, wie sich die Pandemie auf die Ostschweiz ausgewirkt hat. Und weshalb vieles inzwischen wieder beim Alten ist.
«Der Mensch vergisst schnell»: Auf den Spuren der Pandemie in der Ostschweiz mit Soziologe Niklaus Reichle
«Während der Pandemie war vielfach die Rede von einem neuen Normal», sagt er. Fünf Jahre später ist vieles wieder beim Alten. Gemäss dem deutschen Soziologen Heinrich Popitz besteht eine der grössten Herausforderungen für Menschen darin, stabile Formen des Zusammenlebens zu schaffen. Wandel und Transformation hingegen vollzögen sich meist nicht so abrupt, wie oft behauptet wird.
Die Pandemie wirkte sich nicht nur auf das Freizeitverhalten, sondern auch auf die Arbeitswelt aus. Stichwort Homeoffice – ein weiterer Anglizismus, der sich neben «Social Distancing» oder «Lockdown» während der Pandemie im deutschen Sprachgebrauch verankert hat. Laut Reichle hat die Flexibilisierung der Arbeitswelt schon vor Covid-19 begonnen. «Die Pandemie hat ihr jedoch zweifellos einen Schub gegeben», sagt er.
Die Auswirkungen von Homeoffice auf die Gesellschaft seien nicht trivial, sagt Reichle. Es berge aber nicht nur Vorteile: «Die Grenze zwischen Arbeit und Freizeit wird verschoben oder verschwimmt gänzlich.» Eine räumliche Trennung sei schwieriger aufrechtzuerhalten. «Das kann je nach Lebenslage eine Belastung sein.»
Auch im Kanton St.Gallen leben Betroffene. Wie viele es sind, erfasst das St.Galler Gesundheitsdepartement statistisch nicht. «Seit Sommer 2021 wurden in unserer Long-Covid-Sprechstunde geschätzt gegen 3500 Patientinnen und Patienten betreut», sagt Philipp Lutz, Mediensprecher des Ostschweizer Spitalverbunds Hoch.Die Pandemie wurde teilweise auch politisch als disruptiv wahrgenommen.
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