Der Abstimmungskampf um die Biodiversitätsinitiative beginnt. Warum stehen viele Linke diesem «Blüemli-Vögeli-Thema» so distanziert gegenüber? Ein Ausflug in den Föhrenwald und eine Begegnung mit einem Professor, der im Thema revolutionäres Potenzial sieht.
Pfingstmontag auf dem Bözberg im Aargauer Jura. Die Töffs dröhnen, der Zilpzalp singt. Kinder rennen in den Wald und suchen Feuerholz. Dort steht Max Gasser im hohen Gras und zählt Blumen. Die Föhren stehen weit auseinander, viel Licht fällt auf den Boden. Das Immenblatt leuchtet pink, wie eine überdimensionierte Taubnessel, Wolfsmilch blüht schwefelgelb, kaum sichtbar daneben das Zweiblatt, eine Orchidee mit kleinen grünen Blüten.
Waldweide ist schädlich: So lernten es seither Generationen von Förster:innen. Entsprechend empört waren manche, als Gasser vor zwanzig Jahren im Bözberger Föhrenwald wieder Rinder weiden lassen wollte. «Vor allem Jäger und Orchideenfreunde» hätten heftig opponiert, erzählt er. Dabei wollte Gasser ja gerade die Orchideen retten.
Der klassische Naturschutz, der auf Reservate und seltene Arten fokussiert, war lange die Domäne von FDP und CVP. Als nach 1968 die linke Umweltbewegung aufkam, wurden mehrheitsfähige Allianzen möglich: wie bei der Rothenthurm-Initiative und der Alpeninitiative . Heute haben die Bürgerlichen das Thema den Linken überlassen – die es fast widerwillig verwalten. Dass das Klima eine Klassenfrage ist, wird in der Linken heute breit thematisiert.
Und der Blick auf die «eigene» Landschaft ist unvollständig: Die Schweiz bezieht einen Grossteil ihrer Rohstoffe und Gebrauchsgüter aus dem Ausland. Sie exportiert damit einen grossen Teil der Biodiversitätsschäden. Global ist nicht nur das Verschwinden von Arten alarmierend, sondern auch der Einbruch ganzer Populationen: Heute leben zwei Drittel weniger wilde Wirbeltiere auf der Erde als 1970.
Der Bericht «Biodiversität in der Schweiz» des Bundesamts für Umwelt liefert aktuelle Fakten. Das Forum Biodiversität Schweiz gibt zweimal im Jahr die Zeitschrift «Hotspot» heraus, die sich an ein breites Publikum richtet und gratis abonniert werden kann.
Küffer unterstützt die Biodiversitätsinitiative, aber er kritisiert sie auch: «Sie fokussiert auf klassischen Naturschutz. Den braucht es, aber er reicht nicht.» Im traditionellen Verständnis sei Naturschutz Raumplanung: «Man ordnet jeder Fläche eine Funktion zu und optimiert sie. Hier ist die Natur, da der Mensch.
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