Der Film «Babygirl» von Regisseurin Halina Reijn handelt von der Beziehung zwischen Romy, einer erfolgreichen Firmenchefin, und Samuel, einem Praktikanten, der sie als Partnerin in einer dominanten Beziehung erobert. Während der Film die Grauzonen von Macht, Kontrolle und Unterwerfung erkunden will, wirkt er letztendlich unentschlossen und banal.
Eine erfolgreiche Firmenchefin lässt vom Praktikanten dominieren: « Babygirl » will ein provokantes Spiel mit Kontrolle und Macht sein, kommt aber 30 Jahre zu spät. Vielleicht ist es beruhigend, dass heute kaum mehr etwas zum Thema Sex schockieren kann. Aus Tabus wurden Trends, viele Grenzen sind längst ausgelotet, der Geschlechtsakt hat sich von der politischen auf die private Bühne verlagert. So auch Dominanz fantasien, wie die einer Frau, die sich einem Mann bedingungslos unterwerfen will.
Nicht nur im Internet wird diskutiert: Ist das nun antifeministisch oder schon abgedroschen? Solche Unterdrückungskonstellationen gab es mehrfach im Kino. Mal provokant («Die Klavierspielerin»), mal interessant («Secretary»), mal lahm («Fifty Shades of Grey»). Romy (Nicole Kidman), die Protagonistin des nächsten Skandalversuchs «Babygirl», ist die mächtige und machtbewusste Gründerin und Leiterin eines Robotik-Konzerns in New York. Dem geht maximale Effizienz und Automatisierung über alles, so wie auch Romy komplett durchrationalisiert ist. Aber sexuelle Befriedigung ist bekanntlich mehr als nur Kopfsache. Verheiratet ist Romy mit einem ebenso erfolgreichen Theaterregisseur (Antonio Banderas), der ausgerechnet Ibsen (ein Spezialist für unbefriedigte Frauen) inszeniert, es jedoch nicht wagt, der Gattin beim Sex ein Kissen aufs Gesicht zu drücken. Darüber zu reden scheint allerdings auch nach jahrelanger Ehe keine Option zu sein. Also lässt sich die sonst so kontrollierte Romy auf eine Affäre mit dem rotzfrechen Praktikanten Samuel (Harris Dickinson) ein. Den lernt sie kennen, wie er einen aggressiven Hund mit Keksen beruhigt (nicht die einzige schräge Szene). Zunächst werden die Dominanzverhältnisse zwischen Chefin und Untergebenem in Gesprächssessions vorangetrieben, später schnappt Romy auf Knien robbend Leckerlis aus seiner Hand. Und irgendwann eskaliert die Situation mit der Familie, als Samuel droht, die Affäre auffliegen zu lassen. Recht routiniert und vorhersehbar, denn die Ausbruchsfantasien wandern in Hollywood zuverlässig zurück ins Eigenheim. «Babygirl» von Regisseurin Halina Reijn will ein witziges Spiel sein mit den Grauzonen von Macht, Kontrolle, Unterwerfung. Da wo Opfer- und Täterschaft verschwimmen, wo berechtigte Fantasien mit der schnöden Realität kollidieren. Das könnte man ernst nehmen, wenn der Film sie selbst etwas ernster nehmen würde und irgendwo einen echten Tabubruch wagen würde. Doch trotz der starken Präsenz von Kidman, die im Film selbst einmal mehr ihr regungslos gebotoxtes Gesicht ironisiert, schwankt das Ergebnis zwischen unentschlossen und albern. Und ist dabei nicht einmal ausgesprochen sinnlich; die Begierde der beiden aufeinander ist ähnlich statisch inszeniert wie im Porno. Vor 30 Jahren, als Umwertung von «Basic Instinct» oder als geistige Fortsetzung von «Eyes Wide Shut» (ebenfalls mit Kidman) wäre «Babygirl» wirklich befreiend gewesen. Heute ist er banal
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