Im St.Galler Stadtparlament sorgen zwei Vorschläge für Diskussionen. Einerseits wird Jeyakumar Thurairajah als Vizepräsident vorgeschlagen, dessen gebrochenes Deutsch die Sprache barriere ist. Andererseits schlägt die SP/Juso/PFG-Fraktion Miriam Rizvi für die Kommission Soziales und Sicherheit vor, obwohl sie Vorstrafen wegen Sachbeschädigung, Hausfriedensbruch und Widerstand gegen die Amtshandlung hat.
Zwei Vorschläge lösen Aufregung aus: Miriam Rizvi und Jeyakumar Thurairajah – das Stadtparlament verteilt die Sitze im Präsidium und in den Kommissionen neu. Kann ein gebrochen Deutsch sprechender Grüner den Parlamentsbetrieb leiten? Soll ein vorbestrafter Juso-Mensch Einsitz in der Sicherheitskommission nehmen? Diese Fragen beschäftigen vor der ersten Sitzung des Stadtparlament s in der Legislatur 2025–2028.
\Die Fraktion von Grünen und Jungen Grünen schlägt Jeyakumar Thurairajah am Dienstag als Vizepräsident des St.Galler Stadtparlaments vor. Der Pflegefachmann mit Jahrgang 1970 und tamilischen Wurzeln ist seit 2016 Mitglied der städtischen Legislative. Er politisiert unauffällig. Thurairajah votiert nur selten im Rat. Wenn er das tut, wird es leise im Saal. Wer ihn verstehen will, muss sich konzentrieren und gut zuhören. Thurairajah spricht gebrochen Deutsch. Als Parlamentspräsident, was er 2026 turnusgemäss wird, ist seine Aufgabe hauptsächlich das Leiten der Debatten. Das ist sprachlich anspruchsvoll. Jeyakumar Thurairajah traut sich das offenbar zu, sonst hätte er sich für das Amt nicht aufstellen lassen. Es gibt aber Parlamentarierinnen und Parlamentarier, die äussern hinter vorgehaltener Hand ihre Bedenken; sie zweifeln Thurairajahs sprachliche Kompetenz an. Hinstehen und das offen sagen – das will indessen kaum jemand. Weshalb, ist klar: Niemand will sich dem Vorwurf aussetzen, etwas gegen Ausländer zu haben. Zumal Thurairajah sympathisch ist. Der Tamile war 1988 aus Sri Lanka in die Schweiz geflüchtet. Hier arbeitete er sich vom Tellerwäscher zum Pflegeteamleiter im Kantonsspital hoch. Heute arbeitet er in der Sozial- und Austrittsberatung am Kantonsspital. Einer, der hinsteht, ist Donat Kuratli. Der Präsident der SVP der Stadt St.Gallen sagt offen, dass er an Thurairajahs sprachlicher Kompetenz zweifle. Kuratli wird dem Grünen seine Stimme bei der Wahl ins Vizepräsidium deswegen nicht geben, wie er auf Anfrage sagt. \Christian Huber teilt die Bedenken und Zweifel nicht. Der Präsident der Fraktion von Grünen und Jungen Grünen entgegnet auf Anfrage: «Jeyakumar Thurairajah spricht fliessend Mundart. Er kann das.» Er habe reichlich Erfahrung als Parlamentarier. Und er habe als Vizepräsident ein Jahr Zeit, sich auf das Amt und die Ratsführung vorzubereiten. Viel reden müsse sein Parteikollege als Ratspräsident im Parlament ja nicht, Ausnahmen bildeten lediglich die Budget- und die Rechnungsdebatte.Christian Huber sagt, die Grünen wollten mit Jeyakumar Thurairajah als Präsidenten des Stadtparlaments ein Zeichen setzen, eines für eine offene Gesellschaft in der Stadt St.Gallen. Das überwiege allfällige sprachliche Holperer, die es aufgrund der teilweise juristisch geprägten Amtssprache auf Hochdeutsch durchaus geben könne. In der Vergangenheit habe das St.Galler Stadtparlament jedoch Ratspräsidentinnen und -präsidenten immer gestärkt. «Diesen Rückhalt wünsche ich mir auch für Jeyakumar.»\Thurairajah selbst sagt, er könne nachvollziehen, dass es Parlamentarier und Parlamentarierinnen gebe, die seine Deutschkenntnisse nicht für gut genug hielten. Er habe sich bei Franziska Ryser, die den Rat 2017 präsidierte und heute für die St.Galler Grünen im Nationalrat politisiert, erkundigt. Sie habe ihn ermutigt. Das habe auch Vica Mitrovic (SP), der den Rat 2024 präsidierte und wie er einen Migrationshintergrund hat. Auch Mitrovic habe ihn ermutigt, 2026 höchster Stadtsanktgaller zu werden. Er werde sich jeweils gut auf die Sitzungen vorbereiten und sich im Jahr als Vizepräsident für das Amt des Präsidenten starkmachen, sagt Thurairajah. Es sei eine grosse Ehre für ihn – «und für alle Migrantinnen und Migranten der Stadt St.Gallen.» Er freue sich, ein Repräsentant dieser Stadt zu sein. \Neu bestellt werden am Dienstag auch die Kommissionen und Delegationen. Für die Kommission Soziales und Sicherheit (KSSI) schlägt die SP/Juso/PFG-Fraktion Miriam Rizvi vor. Rizvi ist vorbestraft unter anderem wegen Widerhandlung gegen das Epidemiengesetz, weil sie während der Coronapandemie an einer nicht bewilligten Demonstration teilnahm. Im vergangenen Jahr kassierte Rizvi einen Strafbefehl wegen mehrfacher Sachbeschädigung, mehrfachen Hausfriedensbruchs und der Hinderung einer Amtshandlung. Grund für den Strafbefehl der Staatsanwaltschaft St.Gallen sind mehrere Delikte: Rizvi hatte die Fassade eines Restaurants mit Farbe beschmiert, Bauverkleidungen zerschnitten und antikapitalistische Transparente aufgehängt, dies bei einem Co-Working- und Wohnungsbauprojekt sowie einem Betonproduzenten. Rizvi kassierte eine unbedingte Geldstrafe von 4200 Franken. Den Strafbefehl zog Rizvi weiter ans Kreisgericht St.Gallen; ein Gerichtstermin ist noch nicht fixiert.Oliver Wick, jungfreisinniger Stadtparlamentarier, hat kein Verständnis dafür, dass jemand in der Sicherheitskommission mitwirken wolle, dessen grösster Feind die Polizei sei und der oft mit dem Gesetz in Konflikt gerat
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