«Würde es Europa durch Bevölkerungsschwund besser gehen?»

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Mittlerweile leben acht Milliarden Menschen auf der Erde. Doch wie wäre es, wenn wir weltweit nur noch halb so viele Menschen wären? Experten sind sich sicher, das würde sich dramatisch auf den Arbeitsmarkt auswirken, aber die klare Gewinnerin wäre die Natur.

Momentan leben acht Milliarden Menschen auf der Erde, Tendenz steigend. Doch dieser Trend versteckt die Tatsache, dass die Geburtenraten in vielen Ländern gering sind. Im nächsten Jahrhundert drohen knapp 50 Ländern ein Rückgang und die Überalterung der Bevölkerung.

Kenneth Harttgen: Vielen Dank für diese anregende Frage. Es ist eher unwahrscheinlich, dass eine geringere Bevölkerungszahl allein zu einer gerechteren Welt führt. Gerechtigkeit erfordert strukturelle Veränderungen, um sicherzustellen, dass Ressourcen, Macht und Chancen fair verteilt werden. Die Frage nach Gerechtigkeit ist letztlich eine Frage der sozialen und politischen Rahmenbedingungen und nicht nur der Anzahl der Menschen.

Kenneth Harttgen: In einer kleineren Bevölkerung könnten Gemeinschaften enger und solidarischer werden. Weniger Menschen könnten aber auch weniger kulturelle Vielfalt und natürlich auch zunehmende Isolation bedeuten, was langfristig zu sozialen Problemen führen könnte. Kenneth Harttgen: Eine schrumpfende und alternde Bevölkerung könnte die Innovationsfähigkeit und Produktivität einschränken. Es gibt weniger junge Menschen, die neue Ideen und Technologien voranbringen.

Kenneth Harttgen: Die Nachfrage nach Produkten und Dienstleistungen würde stark sinken, was zu einem Zusammenbruch von Märkten und einer globalen Wirtschaftskrise führen könnte. Viele Volkswirtschaften würden deshalb stagnieren. Marcel Zwahlen: Das Szenario mit «morgen» wäre in der Tat nur mit einer heftigen Katastrophe als Ursache denkbar – mit allen Auswirkungen einer Katastrophe. Wie der Beitrag erläutert, geht es eher um eine mögliche aber sich langsam gestaltende Veränderung.

Siegfried Weichlein: Sie deuten selbst die Antwort an. Die Pest im Mittelalter um 1350 beschleunigte den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Wandel. Vor allen Dingen aber schlug sie sich in veränderten Denkmustern und einer kognitiven Revolution nieder. Es gibt Kollegen, die eine lange Linie ziehen von der Pest im 14. Jahrhundert zur Reformation zu Beginn des 16. Jahrhunderts.

Siegfried Weichlein: Als Historiker bewege ich mich hier auf dünnem Eis. Jedenfalls haben sich Befürchtungen in der Vergangenheit, wie diejenigen von Thomas Robert Malthus, nicht bestätigt. Er hatte ein geometrisches Wachstum der Bevölkerung und ein nurmehr arithmetisches Wachstum der Nahrungsmittel vorhergesagt. Das ist so nicht eingetreten. Vielleicht mahnt das zur Vorsicht bei heutigen Spekulationen über den Zusammenhang von Weltbevölkerung.

Siegfried Weichlein: Historisch gab es mehrmals eine drastische Reduzierung der Weltbevölkerung. Aber heute reden wir über von Menschen verursachten Klimawandel, nicht über Meteoriteneinschläge oder Eiszeiten. Auf europäischer Ebene könnte man den Dreissigjährigen Krieg nennen, der in Mitteleuropa etwa ein Drittel aller Bewohner tötete. Die Folgen reichten bis ins 18. Jahrhundert und führten zu einem völligen Systemumbau.

Kenneth Harttgen: Die von Ihnen genannten Probleme sind natürlich extrem ernst und stellen eine Bedrohung unser Welt und unserer Gesellschaft dar. Die Frage ist aber, ob die Ursache darin liegt, dass es «zu viele» Menschen gibt. Wie bereits in der Sendung und im TV-Beitrag beschrieben, würde eine Verringerung der Bevölkerung nicht nur positive Effekte haben. Vielmehr geht es ja um die Frage, wie wir unsere Ressourcen nachhaltig nutzen können .

Kenneth Harttgen: Im Bereich der Pflege werden ja jetzt zunehmen Technologien eingesetzt, die die Versorgung der alternden Generation unterstützen kann. Z.B. können Roboter Unterhaltungen führen. Zum Generationenvertrag: Das ist eine sehr spannende Frage.

Siegfried Weichlein: Genau. Bei «grossen Lösungen» wäre ich eher vorsichtig. Die nötigen Veränderungen geschehen eher allmählich, wenn sie sozialverträglich sind. Das betont: Armin Nassehi, Kritik der grossen Geste: anders über gesellschaftliche Transformation nachdenken, Originalausgabe, München 2024.

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