Windkraft in der Ostschweiz: Ein Dilemma zwischen Akzeptanz und Energiebedarf

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Windkraft in der Ostschweiz: Ein Dilemma zwischen Akzeptanz und Energiebedarf
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Der jüngste Volksentscheid gegen ein Windkraftprojekt in Au zeigt die Herausforderungen, die Windenergie in der Ostschweiz bewältigen muss. HSG-Professor Rolf Wüstenhagen sieht Chancen in kleineren Projekten, die die Bevölkerung an die Technologie gewöhnen und eine gerechtere Verteilung von Kosten und Nutzen ermöglichen.

Eine Windanlage muss mindestens 500 Meter vom nächsten Wohnhaus entfernt stehen. Diese Forderung stimmten die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger von Au am Wochenende zu und verunmöglichten damit das Windkraftprojekt der SFS in Heerbrugg. HSG-Professor Rolf Wüstenhagen sagt, wie Windanlagen in der Ostschweiz doch noch eine Chance haben könnten.

Mit 1044 gegen 1040 beerdigte das Stimmvolk in Au Ja die Windkraftanlage, die die SFS auf ihrem Gelände in Heerbrugg bauen wollte - nicht der erste Volksentscheid gegen Windkraft in der Ostschweiz. Rolf Wüstenhagen, Professor für Wirtschaft und Umwelt an der Universität St.Gallen, hat lange zur Akzeptanz von erneuerbaren Energien geforscht. Er schlägt kleinere Projekte vor, die der Bevölkerung die Möglichkeit geben, sich an die Technologie zu gewöhnen - und eine fairere Verteilung von Kosten und Nutzen. Es gibt hier in der Region noch wenig Erfahrungen mit dieser Technologie. Die Leute haben Befürchtungen, etwa zum Thema Lärm, aber keine eigenen Erfahrungen im Alltag, um diese zu überprüfen. Man ist darauf angewiesen, was man von anderen hört. Und es gibt Organisationen, die diese Befürchtungen gezielt schüren. Sie sind zweifellos viel grösser als die herzige Solaranlage auf dem Dach des Nachbarn, dafür produzieren sie halt auch ein Vielfaches an Strom. Windanlagen sieht man von weitem – sie lösen darum gemischte Gefühle aus. Sie haben zur Akzeptanz von erneuerbaren Energien geforscht. Was muss man berücksichtigen, wenn man grössere Projekte durchziehen will? Wichtig sind drei Aspekte des Gerechtigkeitsempfindens. Einerseits die Verteilungsgerechtigkeit: Das bedeutet, dass Kosten und Nutzen fair aufgeteilt werden zwischen denen, die von einem Projekt profitieren, und der lokalen Bevölkerung. Mit dem Wasserzins gibt es in der Schweiz hier ein klassisches Beispiel. Wir, die von der Wasserkraft profitieren, zahlen eine Abgabe an die Berggemeinden, in denen die Kraftwerke gebaut wurden. Dann geht es um gerechte Verfahren. Man muss den Leuten die Möglichkeit geben, ihre Anliegen einzubringen. In Andermatt stehen heute vier Anlagen. Das lokale Elektrizitätswerk hatte hier den Lead. Zuerst wurde eine Anlage gebaut. Damit konnte man Erfahrungen sammeln, erst dann kamen noch drei hinzu. Ein anderes Beispiel steht rheinaufwärts in Haldenstein bei Chur. Hier waren es ein Lehrer und ein Bauunternehmer aus der Gemeinde, die das Projekt vorantrieben...mit über 80 Prozent Zustimmung, ja. Da spielt wohl eine Rolle, dass die Bevölkerung Zeit hatte, sich daran zu gewöhnen. Hier steht die Politik vor einem Dilemma. Man achtet darauf, dass die Projekte eine genügend grosse Stromproduktion haben, um den Eingriff in die Landschaft zu rechtfertigen. Das ist energiewirtschaftlich nachvollziehbar. Allerdings startet man so oft mit recht grossen Anlagen. Und das schürt eben auch mehr Ängste und Befürchtungen als wenn wie in Andermatt erstmal mit einem kleineren Projekt begonnen wird. So können die Leute ihre Erfahrungen machen. Man muss nicht in jeder Gemeinde eines aufstellen. Man könnte ja dort anfangen, wo solche Projekte auf mehr Wohlwollen stossen. Städte stimmen zum Beispiel meist klimafreundlicher als kleine Gemeinden. Das ist im kantonalen Richtplan nicht vorgesehen, darum stellt sich die Frage im Moment so nicht. Aber das Beispiel Chur zeigt, dass die Windenergie im städtischen Umfeld auf Zustimmung stossen kann Was sich geändert hat in den letzten Jahren ist die Präsenz einer organisierten Opposition, die sehr aktiv kommuniziert, und die Nachteile oft übertrieben darstellt. Dazu kommt die Nutzung sozialer Medien, wo schnell sehr emotional diskutiert wird. Wenn man es auf der anderen Seite nicht schafft, die Vorteile klar herauszustreichen, kann die Stimmung in einer Gemeinde kippen. Das haben wir mehrfach gesehen. Man macht ja vieles schon gut. Der Kanton St.Gallen gibt sich beispielsweise Mühe, zu informieren und Möglichkeiten für Mitwirkung zu schaffen. Aber es gibt immer mehr Menschen, die über die herkömmlichen Kanäle kaum noch zu erreichen sind. Wie man dieses Problem löst, überlegt man sich derzeit an vielen Orten. Im Thurgau gibt es eine Gesetzesvorlage, die einen Windzins vorschlägt. Wäre das ein Ansatz, Befürchtungen zu zerstreuen? Den Nutzen für die lokale Bevölkerung klar zu machen, ist sicher eine gute Idee. Das kann ein Windzins sein. Am überzeugendsten ist es aber wohl, sich selbst vor Ort ein Bild zu machen. Beispiel Lärm: Wenn wir mit HSG-Studierenden eine Exkursion nach Haldenstein machen, sind viele überrascht, wie wenig man von der Windturbine neben der Eisenbahn und dem Rauschen des Flusses hört

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