Es begann mit einem Spielzeugklavier. Heute gehört der 29-jährige Russe zu den vielversprechendsten Pianisten seiner Generation – und lebt seit kurzem im Aargau. Was ihm hier gefällt und was er von Russlands Angriffskrieg hält.
Es begann mit einem Spielzeugklavier. Heute gehört der 29-jährige Russe zu den vielversprechendsten Pianisten seiner Generation – und lebt seit kurzem im Aargau. Was ihm hier gefällt und was er von Russlands Angriffskrieg hält.Wie kommt ein junger Pianist aus der tiefsten sibirischen Provinz überhaupt in die Schweiz? Ob er als Spross einer Musikerfamilie aufgewachsen sei, wollte ich erst einmal von Sergey Tanin wissen.
Allerdings vermieste ihm die Coronapandemie Konzertauftritte mit renommierten Orchestern. Die Auftritte wären ihm ermöglicht worden, weil er 2018 beim bekannten Klavierwettbewerb Concours Géza Anda in Zürich den 3. Platz sowie den Publikumspreis eingeheimst hatte. Mithilfe von Gasteltern und Sympathieträgern des Concours konnte sich Tanin aber über Wasser halten.
«Geht das überhaupt?», wollte ich von ihm wissen. «Ich bin ein grosser Fan des französischen Barock und entdeckte so die Musik von Pancrace Royer, welche mich mit ihrer Intensität und Schärfe in den Bann zog», erklärt Tanin. «Die Direktheit, mit der Royers Stücke das heutige Ohr ansprechen, lässt sie beinahe zeitgenössisch werden. Diesen Bezug zu unserer Zeit wollte ich mit einem Auftragswerk verstärken.
Von vielen russischstämmigen Künstlern wird im Westen erwartet, dass sie den Angriffskrieg Russlands öffentlich missbilligen – obwohl uns klar sein müsste, dass sie damit ihre zurückgebliebenen Angehörigen und Freunde gefährden. Wie er, Tanin, damit umgegangen sei? Er habe seine Antikriegsposition im 3sat-Film und in verschiedenen Interviews deutlich gemacht und sei nie auf Missverständnisse gestossen.
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