Die Tellspiele in Interlaken setzen erstmals nach 110 Jahren nicht auf den Schweizer Nationalhelden. «Es ist eine Überlebensstrategie», sagt der Präsident des Vereins.
Draussen vor der Arena mit der 1500 Sitze fassenden Betontribüne sitzt er lebensgross, der Tell. Eigentlich ist es Kugelstoss-Weltmeister Werner Günthör, der in den 1990er-Jahren für eine Tell-Statue Modell sass. Nachdenklich schaut er in die Ferne, die Armbrust ruht zwischen seinen gespreizten Beinen.
Pascal Minder, der Präsident des Tellspielvereins, hat schon den Wilhelm Tell gespielt – jetzt ist er ein Minnesänger und Nachtwächter.Und jetzt das: Tell wird zum Zuschauer. Wie kann das sein? «Es ist eine Überlebensstrategie», sagt Pascal Minder, Präsident des Vereins Tellspiele. «Was man uns nicht vorwerfen kann, ist mangelnder Mut, etwas Neues auszuprobieren.
Zusammen mit dem Theaterpädagogen Klemens J. Brysch, der die Stückvorlage geschrieben hat und im richtigen Leben auch ihr Mann ist, zeichnet Tiziana Sarro verantwortlich für die Inszenierung von «Robin Hood». In Interlaken ist das Duo bereits seit vier Jahren engagiert, die Ausgaben 2020 und 2021 fielen wegen Corona aus.
Ein Kampfsportcoach hat dafür gesorgt, dass Robin Hood und seine Getreuen, die Merry Men, geschmeidig in Aktion sind.Einer der beiden Darsteller von Robin Hood ist Justin Renker. Der 24-Jährige studiert an der Pädagogischen Hochschule Bern. Er hat schon bei der vergangenen «Tell»-Inszenierung mitgemacht. «Mit dem neuen Stück wurde wieder ein Enthusiasmus geweckt», glaubt er.
Ein zukunftsfähiges Fundament erhoffte man sich mit dem Projekt «Kulturarena Jungfrau». Es geht darum, die kostenintensive Infrastruktur in andere Hände zu geben, «diesen Klotz am Bein loszuwerden», wie Minder sagt. «Wir möchten uns auf unsere Kernkompetenz konzentrieren: das Theaterspielen.» Die Idee war, das Areal den sechs Umgebungsgemeinden zu verkaufen – doch diese lehnten ab: zu teuer, zu riskant.
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