Am 20. Oktober stimmt die Republik Moldau über den EU-Beitritt ab. Wie funktioniert die Volksabstimmung im Land mit vielen Russland-Fans?
Die Republik Moldau stimmt am 20. Oktober 2024 darüber ab, ob das Ziel des Beitritts zur Europäischen Union in der Verfassung verankert werden soll.In Chisinau prägen pro-europäische Perspektiven die Öffentlichkeit. Am Regierungsgebäude hängt am 15. September 2024 nebst der Flagge Moldaus auch jene der EU.Vera Leysinger / SWI swissinfo.ch
48 Jahre arbeitete Piotr Pusca als Elektroingenieur – erst in Charkiw, im Osten der Ukraine, später hier in Gagausien. Aufgewachsen ist er in Transnistrien. Damals war das alles Sowjetunion. Am längsten ist die Schweiz in Moldau im Gesundheitsbereich aktiv, weitere Felder sind wirtschaftliche Entwicklung und Lokalgouvernanz.
Pusca ist nicht der einzige Schweiz-Kenner in Gagausien. Einst sagte ein gagausischer Regierungschef in der NZZ, man wünsche sich für Moldau eine «Art Schweizer Modell». Dabei hat die Region Gagausien bereits eine umfassende Autonomie. In der Sowjetrepublik Moldau hatten Russen das Sagen. Wer Karriere machen wollte, musste Russisch sprechen. «Darum wollen sie auch heute Rumänisch durch Russisch ersetzen.» Und das ist für Sirkeli der Grund, weshalb die EU-Werbetafel auf dem Stadtplatz von Comrat nicht Russisch beschriftet sein kann.Aber wenn die EU-Werbetafel Gagausisch gewesen wäre, hätte das doch Respekt vor der lokalen Identität ausgedrückt? Sirkeli ist selbst Gagause.
Das Geld ist in Comrat sichtbar: Überall werben Plakate für Sors Gratis-Freizeitpark Gagauziya-Land. Im MeriSor-Laden können Ärmere verbilligte Produkte kaufen. Obwohl die Partei verboten ist, finden wir ein offensichtlich intaktes Partei-Büro vor, in dessen Innern ein Sor-Pappaufsteller lächelt. Einige Dutzend Kilometer vor Chisinau beginnt es dann zu ruckeln und zu rütteln. In der Hauptstadt Moldaus ist die Stimmung anders: Das Regierungsgebäude ist Mitte September eingekleidet in einer überlebensgrosse EU-Flagge und einer Landesflagge. Europa-Embleme sind überall, in Parks, auf Schildern.Dass die Debatte so disparat wirkt, liegt auch an den russischen Eingriffen in Moldaus Politik.
In anderen Worten: Politik ist Geopolitik. «Diese Dichotomie ist gefährlich und trickreich», sagt Sprinceana. Er wünscht sich eine Demokratie mit tiefer inhaltlicher Auseinandersetzung. Doch momentan bleibt dafür wenig Raum – noch nicht mal in Bezug auf die EU.
Switzerland Neuesten Nachrichten, Switzerland Schlagzeilen
Similar News:Sie können auch ähnliche Nachrichten wie diese lesen, die wir aus anderen Nachrichtenquellen gesammelt haben.
Russland weist sechs britische Diplomaten aus ++ Selenski wirft Russland Angriff auf Rotes Kreuz vorSeit Ende Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Alle Neuigkeiten und Reaktionen dazu erfahren Sie in unserem Newsblog.
Weiterlesen »
Die Republik-Community diskutiert, fragt, erzählt. Schon gelesen?Die Republik-Community diskutiert, fragt, erzählt. Schon gelesen? Hier finden Sie eine Auswahl aktueller Dialogbeiträge.
Weiterlesen »
Kommission stimmt Budget und Finanzplan des Kantons Luzern zuDie Planungs- und Finanzkommission des Luzerner Kantonsrats ist mit der Finanzpolitik der Regierung einverstanden. Dennoch verlangt sie Anpassungen.
Weiterlesen »
Regierungsrat stimmt Teilweise Postulat zur Freiwilligenarbeit zuDer Regierungsrat des Kantons Luzern will die Freiwilligenarbeit fördern und empfiehlt eine Ist-Analyse, um bereits existierende Massnahmen zu optimieren. Eine Motion zur gesetzlichen Grundlage lehnt er ab, da der Aufwand dafür zu hoch sei.
Weiterlesen »
Schlaue Füchse, sture Esel, dreckige Schweine: Stimmt das?Füchse werden gerne mit Schläue verbunden und Bienen mit Fleiss. Das liegt am Menschen, der seine Eigenschaften gerne auf die Tierwelt projiziert. Was davon wahr ist, klärt dieser Faktencheck.
Weiterlesen »
– Ebikoner Einwohnerrat stimmt für neues Höfli-SchulhausDie Mitte, Die Linke (SP und Grüne) sowie FDP/GLP folgten Gemeinderat André Renggli (SP). Nur die SVP enthielt sich der Stimme.
Weiterlesen »