Der Artikel beleuchtet die Herausforderungen der Abfallentsorgung und des Recyclings in der Schweiz. Trotz einem hohen Recyclingansatz gibt es viele Beispiele für Recyclingfehler und die Quote liegt hinter anderen europäischen Ländern zurück.
Die Schweiz weist im europäischen Vergleich einen der höchsten Abfall anstiege pro Kopf auf. Laut dem Bundesamt für Umwelt entstanden im Jahr 2020 rund 6,1 Millionen Tonnen Abfall aus Haushalten, Bürogebäuden, kleinen Unternehmen, Hof und Garten sowie aus öffentlichen Abfall containern. Recycling reduziert die Menge an Abfall , die in Verbrennungsanlagen, auf Deponien oder in der Natur landet. Durch Recycling können wir zudem begrenzte Rohstoffe wie Erdöl, Bäume oder Metalle länger nutzen.
Die Wiederverwertung von Wertstoffen bietet somit enormes Potenzial, Energie zu sparen und CO₂-Emissionen zu reduzieren. Die Recyclingquote in der Schweiz lag in den letzten Jahren zwischen 50 und 52 Prozent. In der EU liegt die durchschnittliche Recyclingquote je nach Quelle und Jahr zwischen 41 und 44 Prozent, doch einzelne Länder wie Deutschland und Österreich erreichen regelmäßig bessere Quoten als die Schweiz. Viele Entsorgungsfragen drehen sich um Glas. Dem Verein Swiss Recycling zufolge werden Glasflaschen in über 90 Prozent der Fälle so entsorgt, dass sie recycelt werden können. Vor dem Glas-Sammelcontainer kann jedoch Unsicherheit aufkommen: Darf ich das zerbrochene Weinglas oder die leere Parfümflasche dort einwerfen? «Trinkgläser werden zum Teil fälschlicherweise in die Glascontainer eingeworfen. Diese Gläser haben aber eine andere Zusammensetzung wie zum Beispiel einen höheren Bleianteil und können nicht zur Herstellung von Verpackungsglas verwendet werden», berichtet Roman Breda, Leiter Abfall und Deponie bei Entsorgung St. Gallen. Für Parfümflaschen gelten je nach Wohnort andere Regeln: In einigen Gemeinden dürfen sie nach Entfernung des Sprühkopfs oder – sofern die Glasflasche deutlich grösser als der Sprühkopf ist – in den Glascontainer, andernorts gehören sie konsequent in den Kehricht oder müssen als Bauschutt entsorgt werden. Es ist empfehlenswert, dafür die Website der zuständigen Entsorgungsstelle zu konsultieren. Dürfen Tragtaschen in die Papiersammlung? Bei Papier und Karton liegt die Sammelquote schweizweit bei über 80 Prozent. Trotz der langen Tradition der Altpapiersammlung entstehen dabei nicht selten Recycling-Fehler. «Bei der Papiersammlung werden manchmal Papiersäcke zur Entsorgung beigelegt. Papiersäcke gehören jedoch aufgrund ihrer materiellen Zusammensetzung in die Kartonsammlung», sagt Tobias Nussbaum, Mediensprecher von Entsorgung und Recycling der Stadt Zürich. Was passiert eigentlich, wenn falsche Abfallprodukte in einem Wertstoffcontainer landen? «Fremdstoffe müssen vor dem Rezyklieren aussortiert werden und bedeuten Zusatzaufwände in der Verarbeitung», erklärt Roman Breda von der Abfalllogistik der Stadt St. Gallen. Je besser dem Grundsatz «Trennen an der Quelle» entsprochen werde, desto effizienter verlaufe der Recyclingprozess. Trennen kann man oft schon zu Hause. Werden beispielsweise bei Rechaud-Kerzen sämtliche Wachsreste entfernt, kann die Aluminiumschale im Alu-Container entsorgt werden. Auch leere Senf- und Mayonnaise-Tuben dürfen in den Alu-Container, es sollten allerdings so wenige Produktrückstände wie möglich drin sein. Tausende Batterien landen illegalerweise im Kehricht Die falsche Entsorgung kann auch ein Sicherheitsrisiko darstellen. «Falsch entsorgte Gegenstände mit Lithium-Batterien wie beispielsweise E-Zigaretten führten in den letzten Jahren mehrmals zu Grossbränden auf Recyclinganlagen, Entsorgungshöfen oder in Kehrichtwagen», erzählt Christian Jordi, Leiter Entsorgung und Recycling der Stadt Bern. Einweg-E-Zigaretten gehören nicht in den Kehrichtsack, sondern zum Elektroschrott. Othmar Fries, Abfallberater der Abfallbewirtschaftung und Logistik der Stadt Luzern sieht ebenfalls grosses Verbesserungspotenzial bei der Entsorgung von Batterien und Akkus: «Während sich die Schweiz beim Separieren von Altpapier oder Altglas vorbildlich verhält, lässt ihr Sammeleifer bei den Batterien deutlich zu wünschen übrig. Wie ist es sonst zu erklären, dass die Verwertungsquote bei den Batterien nur 55,1 Prozent beträgt? Batterien und Akkus im Kehricht zu entsorgen, ist verboten. Trotzdem gelangen unzählige davon in die Verbrennungsanlagen.» Batterien müssen bei einer Recycling-Stelle in grösseren Supermärkten, Elektronikfachgeschäften oder anderen Verkaufsorten wie Tankstellen und Kiosken abgegeben werden. «In der Schweiz besteht eine gesetzliche Rückgabepflicht für die Konsumentinnen und Konsumenten und eine Rücknahmepflicht für den Handel. Das heisst: Batterien und Akkus kann man kostenlos überall dort zurückgeben, wo sie verkauft werden – egal, wo man sie gekauft hat, und unabhängig von einem Neukauf», führt Othmar Fries aus. Fremdstoffe verunreinigen Komposterde Auch in Bio-Tonnen landet regelmässig Abfall, der dort nicht hingehört. «Wir sehen immer wieder Plastiksäckli, Aludosen oder auch ganze Kehricht-Gebührensäcke im grünen Container», so Tobias Nussbaum von Entsorgung und Recycling der Stadt Zürich
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