Die Ski-WM 2025 in Saalbach-Hinterglemm bot neben zahlreichen spannenden Rennen auch einige Überraschungen. Ein Blick zurück auf die Highlights des Events.
Zwei Wochen hat uns die Ski-WM auf Trab gehalten. Die Titelkämpfe in Saalbach-Hinterglemm waren begeisternd, berührend – und manchmal auch verwirrend. Was bleibt von der WM nebst dem Schweizer Medaillenregen übrig? Ein Rückblick in sechs Episoden. Wie Lara Gut-Behrami ihr Mediengespräch zum WM-Start hinter sich bringt, hat durchaus eine Nachbetrachtung verdient. Die Tessinerin erscheint nicht im Swiss-Ski-Stübli vor den Kameras und Mikrofonen, so wie das ihre Teamkolleginnen tun.
Nein, Gut-Behrami lässt zwei Audionachrichten übermitteln. Die beiden Nachrichten sind kürzer als ihr zeitlicher Abstand auf die Spitze im WM-Riesenslalom. Ob es im Interesse des Schweizer Verbandes ist, wenn sich die erfolgreichste Athletin auf der Frauenseite so zurückzieht, sei dahingestellt. Tatsache ist: Die 33-Jährige macht im Spätherbst ihrer Karriere konsequent um alles einen Bogen, was in irgendeiner Form Ressourcen kostet. Sie schaut auf sich, auf ihren Erfolg, Punkt. In der zweiten WM-Woche sahen wir dann aber eine ganz andere, eine nahbare Lara Gut-Behrami. Eine, die überraschend mit Wendy Holdener ein Duo in der Teamkombination bildete und die Silbermedaille gewann. Gut-Behrami sagte danach: «Bis heute hätte ich nicht gedacht, dass Teamsport Sinn machen könnte. Ich bin Wendy dankbar für diese Erfahrung.» In Saalbach sahen wir zum ersten Mal die Teamplayerin Lara Gut-Behrami. Es erinnerte entfernt an eine Teenie-Komödie, in der sich Pärchen für den Abschlussball bilden müssen. Da gibt es die begehrte Mikaela Shiffrin, die erfolgreichste Skirennfahrerin der Welt, mit der sich eigentlich alle gerne zeigen wollen. Ihre Absichten meldet Lindsey Vonn schon früh an. Und auch als sie im Salzburgerland ankommt, verleiht Vonn ihrem Wunsch Nachdruck. Zwei Lichtgestalten wären in einem Team vereint worden, zusammen kommen sie auf 181 Weltcupsiege. Eigentlich ist das besser als Hollywood. Shiffrin aber, die eben erst von einer Verletzung zurückgekehrt ist, zeigt dem Anlass, dieser Team-Kombination, zunächst die kalte Schulter. Doch dann überrascht uns die US-Amerikanerin mit einem kleinen, aber feinen Twist in dieser Geschichte. Nachdem sie sich kurzfristig gegen den Riesenslalom entscheidet, ist Shiffrin für die Kombination plötzlich wieder zu haben. In der Zwischenzeit hat aber die frischgekürte Abfahrtsweltmeisterin Breezy Johnson bei Shiffrin nachgefragt, ob sie sich ein Duett vorstellen könnte. Shiffrin sagt Ja und teilt das Bündnis in den sozialen Medien mit. Vonn reagiert irritiert: «Ich war die Letzte, die es erfuhr. Man hätte mich ja anrufen können», sagt sie. Coach Alexander Hödlmoser bezeichnet die Wahl als «reinen Trainerentscheid». Shiffrin/Johnson glänzen dann am Anlass. Mehr oder weniger souverän fahren sie zur Goldmedaille. Vonn findet sich mit AJ Hurt in einer Nebenrolle wieder. Die beiden reihen sich auf Rang 16 ein. Nachbarschaftsduell mit Österreich hin oder her: Die Geschichte von Stefan Brennsteiner, einem österreichischen Hoffnungsträger im Riesenslalom, tat auch uns weh. Brennsteiner, der 33-Jährige, ging mit berechtigten Ambitionen ins WM-Rennen vom vergangenen Freitag. Doch kurz nach dem Start, nach einem Linksschwung, löste sich wie durch Zauberhand der Aussenski und machte sich selbstständig auf die Reise ins Tal. Die österreichische Medienlandschaft reagierte erschüttert. «Brennsteiners Drama macht fassungslos», war bei ORF zu lesen. Von einem «WM-Albtraum» schrieb die Kronen-Zeitung. «Wie viel Pech hat der Mensch noch?», fragte sich Ski-Experte Hans Knauss. Brennsteiners Pannen-Serie bei Grossanlässen ufert langsam, aber sicher aus. Bei den Olympischen Spielen 2018 lag er auf Medaillenkurs, schied aus und riss sich das Kreuzband. Vier Jahre später in Peking kam er wieder nicht ins Ziel. Und das, nachdem er zur Rennhälfte auf Rang 2 gelegen hatte. Bei der WM in Cortina 2021 folgte ein erneuter Ausfall. Und vor zwei Jahren in Courchevel verpasste er als Vierter die Bronzemedaille um 36 Hundertstel. «Ich bin sprachlos», sagte Brennsteiner am Freitag. Wir sind es auch. Sechs Athleten auf drei Plätzen (von links): Alexis Monney, Tanguy Nef, Loïc Meillard, Franjo von Allmen, Marc Rochat und Stefan Rogentin. Alles in allem kann ja eine Ski-Weltmeisterschaft aus eidgenössischer Optik nicht besser laufen. Die Österreicher sind lieb zu uns, die Gastfreundschaft ist überragend, das Wetter ist vor allem in der ersten WM-Woche schlicht perfekt. Und dann dieser Schweizer Medaillenregen. Ein denkwürdiges Bild hinterlässt die Team-Kombination der Männer. Sechs Schweizer in den Top 3. Es ist arithmetischer Unsinn und sportlicher Wahnsinn. Und oben drauf, am letzten WM-Wochenende, noch zweimal Gold im Slalom, 13 Medaillen sind es letztendlich, 6 mehr als für die Österreicher. Dass Medaillen im deutschsprachigen Raum nicht einfach gottgegeben sind, mussten unsere Nachbarn am nördlichen Rand feststellen.
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