Die AfD ist mittlerweile offen rechtsextrem. Ihre Chancen bei der anstehenden Europawahl schmälert das nicht. Und in Thüringen und Sachsen bereitet sie sich schon auf die Machtübernahme vor.
Tosender Jubel, Klatschen im Gleichtakt: Björn Höcke betritt den Saal der Dorfkneipe von Ichstedt, einem kleinen Ort im Norden von Thüringen. Der Fraktionschef der Alternative für Deutschland im Landtag und inzwischen auch die bestimmende Figur der bundesweiten AfD kann laut Gerichtsbeschluss als «Faschist» bezeichnet werden.
In Ichstedt stellt Höcke alles als Inszenierung «linksextremer Journalisten» dar, um die AfD und ihn zu diffamieren. Die «Altmedien» gäben der AfD keinen Raum, ihre Absichten und Positionen auszubreiten. Er empfiehlt den Zuhörer:innen deshalb, ein Videointerview des «Weltwoche»-Herausgebers Roger Köppel mit ihm im Internet anzusehen.
Die extreme Rechte aus Westdeutschland habe den Osten als Chance begriffen. «Schon unmittelbar nach der Grenzöffnung karrten Rechtsradikale lastwagenweise Flugblätter an», erzählt Köditz. Nachdem Ostdeutschland in den neunziger Jahren zum Tummelplatz für rechte Schläger geworden war, gelang 2004 der rechtsextremen NPD mit 9,2 Prozent der Einzug ins Landesparlament von Sachsen. Die NPD bereitete so der AfD den Weg, die diese 2014 im Parlament ablöste.
Charlotte Höcker forscht am Else-Frenkel-Brunswik-Institut in Leipzig zu Rechtsextremismus in Ostdeutschland. Das Institut verfolgt einen sozialpsychologischen Ansatz, will also verstehen, weshalb das Angebot der Rechten für so viele attraktiv ist. Die jüngsten Erhebungen sind erschreckend. So sei ein «verbreiteter Ethnozentrismus» festzustellen, ausländerfeindliche Aussagen würden nur von einer Minderheit abgelehnt.
Charlotte Höcker warnt allerdings vor dem Glauben an schnelle Erfolge. Der Aufbau eines zivilgesellschaftlichen Engagements benötige Zeit: «Es braucht dazu Räume sowie Gelder für politische Bildungs- und Demokratiearbeit.» Wenn erlebt werde, dass sich zivilgesellschaftliches Engagement lohne, dann könnten Ohnmachtsgefühle und diffuse Ängste weniger relevant werden.
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