Ein Aarauer SP-Politiker blickt nach zwölf Jahren im Grossen Rat auf seine politische Zeit zurück und erzählt von den Höhepunkten und Herausforderungen. Auch seine Zeit im Kantonsspital Aarau, wo er als Chefarzt arbeitete, spielt eine wichtige Rolle in seinem Rückblick.
Der Aarau er SP- Politik er sass vier Jahre im Einwohnerrat und zwölf Jahre im Grossen Rat des Kantons. Im Gespräch blickt er auf die beruflichen und politischen Highlights zurück und erklärt, was der Anfang seiner Amtszeit und das Ende gemeinsam haben. Gemischt blicke ich mit lachenden und weinen Augen zurück. Ich habe die drei Legislaturen wirklich sehr genossen.
Trotz kontroverser Diskussionen und unterschiedlicher Meinungen habe ich über die Jahre hinweg auch fraktionsübergreifend wertvolle Bekanntschaften gemacht, aus denen teilweise sogar Freundschaften entstanden sind. Die erste Sitzung habe ich – zu meinem eigenen Erstaunen – verpasst, offensichtlich ist mir der Rollenwechsel gut gelungen (lacht). Gerade deswegen beschloss ich aber, die nächste Sitzung im Livestream zu verfolgen, was ich nun vergangene Woche auch gemacht habe. Gedanklich bin ich also immer noch dabei, und mein Interesse an der Politik besteht weiterhin. Gleichzeitig geniesse ich aber auch die neu gewonnene Freiheit. Die Arbeit im Grossen Rat war sehr zeitintensiv, insbesondere die Vorbereitung der Sitzungen. Während meiner Berufstätigkeit fiel diese Vorbereitungszeit oft auf die Abende und Wochenenden. Es ist jetzt einfach schön, wieder freier über meine Zeit verfügen zu können. Der Austritt aus dem Grossen Rat fiel zudem mit meiner Pensionierung zusammen, was ein guter Übergang war. Da fiel ziemlich viel gleichzeitig weg – nebst der Politik waren Sie ja über 30 Jahre im Kantonsspital Aarau tätig. Sie hatten verschiedene Chefarzt-Angebote, waren Präsident der Chef- und Leitenden Ärzte des KSA. Als Chefarzt hätte ich deutlich mehr administrative Aufgaben übernehmen müssen. In meiner Funktion konnte ich hingegen rund 80 Prozent meiner Zeit der Medizin und meinen Patienten widmen, und dies war immer meine grosse Leidenschaft. Die Medizin hat mich schon immer durch ihre einzigartige Verbindung von Herz, Hand und Verstand fasziniert. Es braucht den Intellekt und eine grosse Portion Einfühlungsvermögen, um ein Problem zu verstehen, und gleichzeitig auch eine geschickte und ruhige Hand, um es zu lösen. Ich habe immer versucht, diese verschiedenen Aspekte optimal zusammenzubringen, weil ich davon überzeugt bin, dass sie zusammen sehr viel mehr ausmachen als für sich allein. Das ist sicher eine Parallele, aber politisiert wurde ich schon viel früher. Meine Eltern waren in der SP aktiv, allerdings im Kanton Bern. Mein Vater war Gemeinderat und Richter, meine Mutter war etwa 20 Jahre Mitglied im Grossen Rat des Kantons Bern. Das hat mich sicher geprägt, wir haben zu Hause viel diskutiert. Der Berner Regierungsrat hatte zu jener Zeit ja so manche Krise, über die man am Familientisch diskutieren konnte. Er war ziemlich turbulent. Wenige Tage zuvor wurde bekannt, dass das Spital Zofingen für 50 Millionen Franken an den privaten Investor Swiss Medical Network verkauft wurde, während der Kanton im Gegenzug ein entsprechendes Aktienpaket erhalten hat. Politisch ist das irritierend, da Privatisierungen längerfristig meist vor allem den Investoren nützen, während die Vorteile für die Allgemeinheit, für das Personal und für den Service public in der Regel nicht nachhaltig sind. Wenn sie die Grundversorgung betreffen, die wir alle brauchen, dann ja, absolut! Im Fall Zofingen war die Aktion über die Hintertür erfolgreich – man hat taktisch sehr gut gearbeitet. Die Bevölkerung wurde über Monate hinweg mit Schreckensszenarien konfrontiert, von Spitalschliessung und Konkurs war die Rede, sodass die Privatisierung als vermeintlich einzige Lösung am Ende von der Bevölkerung ohne grossen Widerstand akzeptiert wurde. Ich wurde sogar gefragt, wie ich es mit meinem sozialen Gewissen vereinbaren könne, gegen die Rettung so vieler Arbeitsplätze zu sein, obschon deren Existenz mittel- und längerfristig alles andere als gesichert ist. Genau. 2011 sollte die Augenklinik des Kantonsspitals Aarau privatisiert und an die Pallas-Klinik in Olten verkauft werden. Der damalige Verwaltungsratspräsident und der CEO hatten das Geschäft geheim ausgehandelt. Nach Bekanntwerden gab es jedoch grossen Widerstand vonseiten der Kaderärzte, bei dem ich eine führende Rolle spielte. Am Ende musste die Transaktion rückgängig gemacht werden, und das Spital stärkte die Rolle der medizinischen Fachkräfte in der Leitung. Erst war ich vor allem standespolitisch tätig, etwa im Verband Schweizerischer Assistenz- und Oberärzte. Vor dem Amtsantritt im Grossen Rat 2013 war ich vier Jahre lang Einwohnerrat der Stadt Aarau. In dieser Zeit sind in Aarau mit meiner Unterstützung einige wichtige Projekte realisiert worden, wie beispielsweise das grosse Veloparking bei der Bleichenmattstrasse. Dabei gab es politischen Widerstand, vor allem vonseiten der SVP, die damals im Einwohnerrat noch stärker vertreten war als heute. Ein anderes Geschäft ist mir aber besonders in Erinnerung geblieben. Es ging ums Gönhardschulhaus, das in einer zweiten Etappe renoviert beziehungsweise erweitert werden sollte
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