Die Suche nach einer Kandidatur für die Nachfolge von Viola Amherd gestaltet sich für die Mittepartei schwierig. Markus Ritter, der Chef der Schweizer Bauern, könnte jedoch die entscheidende Chance sein. Seine Herkunft und seine politische Positionierung sprechen für ihn - trotz des Risikos einer doppelten St.Galler Vertretung im Bundesrat.
Die Mittepartei durchlebt eine Casting-Show für die Nachfolge von Viola Amherd , doch ein Favorit nach dem anderen winkt ab. Dies könnte die Chancen von Markus Ritter aus dem St.Galler Rheintal, dem Chef der Schweiz er Bauern, deutlich erhöhen. Für Ritter ist die Eröffnung der Olma Mitte Oktober ein wichtiger Termin. Er zelebriert den Auftakt zur bedeutendsten Leistungsschau der Schweiz er Landwirtschaft und gibt Freunden und Feinden politische Ratschläge mit auf den Weg.
Ritter betont die Wichtigkeit der bürgerlichen Zusammenarbeit im Bundeshaus und der Kooperation zwischen Bauern und Wirtschaftsverbänden. Die Parteipolitischen Spielchen, wie die Frage, ob die Mitte an einen Sitz im Bundesrat für die FDP abgeben soll, spielen für ihn keine grosse Rolle. Das Wichtigste ist, dass die Allianz hält. Jetzt steht der Bauernchef selbst im Zentrum parteipolitischer Überlegungen. Nach zahlreichen Absagen sucht seine Mittepartei verzweifelt nach einer starken Kandidatur für die Nachfolge von Viola Amherd. Ob Ritter nominiert wird, ist noch unklar, doch es wäre eine Überraschung, wenn er es nicht tun würde. Eine Nominierung von Ritter wäre eine ernstzunehmende Kandidatur. Natürlich stellt seine Herkunft ein Thema dar, da mit Karin Keller-Sutter bereits eine St.Galler Landsfrau in der Landesregierung sitzt. Ist dies für Ritter jedoch tatsächlich ein Stolperstein? Zwei Gründe sprechen dagegen. Erstens wurde das Parlament 1999 die Kantonsklausel gelockert. Seither gilt die Bestimmung, wonach die «Landesgegenden und Sprachregionen» im Bundesrat «angemessen vertreten» sein sollen. Dies wäre weiterhin der Fall, wenn man die aktuelle Zusammensetzung der Regierung betrachtet. Am ehesten beklagen könnte sich die Zentralschweiz, die im langjährigen Vergleich tatsächlich unterrepräsentiert ist. Und die Nordwestschweiz, die momentan mit dem Stadtbasler Beat Jans jedoch in der Regierung vertreten ist. Zweitens, und das ist das entscheidende Argument: Ritter ist im bürgerlichen Lager bestens vernetzt. Er verkörpert quasi die Schnittmenge zwischen der ländlich-konservativen und der liberal-bürgerlichen Schweiz. Mit seiner Wahl würde aus der FDP-SVP-Viererbande politisch eine Fünferbande im Bundesrat. Denn Ritter ist deutlich konservativer als Viola Amherd. Ein verlockendes Szenario aus bürgerlicher Sicht.
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