Ausstellungsmacher und Regisseur Michael Schindhelm kehrt mit Marc Chagall in den Wilden Osten zurück.
«Ich hätte gern den ‹Engelsturz› von Marc Chagall gewählt, leider hängt er nicht. Schauen wir mal im zweiten Stock nach … Der «Engelsturz» ist ein eindrückliches Werk, es veranschaulicht die Geschichte des Künstlers und der osteuropäischen Juden jener Zeit.
Und es hat auch etwas mit meiner aktuellen Ausstellung in der Kulturstiftung Basel H. Geiger über Bali und den deutsch-russischen Maler Walter Spies zu tun Mein persönlicher Bezug stellt sich über Walter Spies her. Er wurde in Moskau geboren, wo ich selbst während der DDR-Zeit als Übersetzer gearbeitet habe. Ich erfuhr seine Geschichte: Wie er beide Weltkriege hinter Gitter verbrachte und in Bali interniert starb. Chagall kam aus Weissrussland, aus derselben Region wie Spies, und wirkte an der ersten russischen Kunstausstellung in Berlin mit. So lernte Spies 1922 das Werk Chagalls kennen.Hier hängen Porträts … nun gut.
Chagall hat seine Werke über diese nicht mehr existierende Welt in Berlin gemalt. Seine Dorfbilder strahlen einerseits Lebensfreude aus, an den Rändern zeigt sich aber bereits die Auflösung. Was an den Porträts hier auffällt, sind die Primärfarben, wobei Chagall seinen Stil immer wieder radikal änderte, was auch mit seinen Identitätswechseln zu tun hatte. Seine Reise in die USA führte noch einmal zu einer späten, positiven Lebensprägung.
Im Zuge der Globalisierung haben sich visuelle Kommunikationsformen und Szenen der bildenden Kunst vor allem auch in Asien schneller ausgebreitet als zum Beispiel das Theater.Bildende Kunst dagegen ist viel freier flottierend, was sicher auch zur Erfahrung der Kunstschaffenden des 20. Jahrhunderts gehörte: Plötzlich mussten sie sich in einer Welt ausdrücken, in der sie zuvor nicht gelebt hatten.
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