«Liebes Arschloch»: Sie schuf Frauen, die Männer in blutigen Racheaktionen folterten und töteten. Und jetzt soll ausgerechnet Virginie Despentes ein versöhnliches MeToo-Buch geschrieben haben?! Von Sueesssi CherConnard LiebesArschloch Literatur
Foto: Patrick Swirc, Modds
«Liebes Arschloch» beginnt mit einem frustrierten, misogynen Rant von Oscar Jayack auf Instagram. Er habe Rebecca Latté gesehen und diese «göttliche Frau, die zu ihren besten Zeiten so viele Teenies in die Faszination der weiblichen Verführung eingeführt hat», sei heute zu einer Schlampe verkommen: ein «schmuddeliges, lautes Weibsstück». Der Rahmen ist gesteckt, der Mann charakterisiert.
Rebecca konfrontiert Oscar nicht nur mit seinem Fehlverhalten, sie schont auch sich selbst nicht und reflektiert zudem feministische Fragen – dies macht sie zur interessanteren Figur als Oscar. Der Feminismus habe sie erst spät erwischt, schreibt sie an einer Stelle. Da sie früher mehr als eine krude Sexszene gedreht hatte, wurde sie eher zur Zielscheibe der damaligen Feministinnen, die ihr vorwarfen, sich als Objekt zu vermarkten.
Im Interview mit der WOZ vor fünf Jahren fragte Despentes: «Warum haben Männer so viel Wut gegenüber Frauen? Könnten sie sich bitte mal hinsetzen und darüber nachdenken?» . Nun hat sie mit Oscar Jayack eine männliche Figur erschaffen, die das macht: Oscar bei diesem Nachdenken zuzuhören, ist unterhaltsam und erheiternd – manchmal fast etwas kitschig.
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