Die grösste Flüchtlingskrise der Welt spielt sich derzeit im Sudan ab. Ganz im Süden des Landes, in den Nuba-Bergen, finden Hunderttausende Schutz – aber immer weniger zu essen. Die Region steht vor einer Hungersnot.
Kaum Nährstoffe – aber der Hunger ist für ein paar Stunden gestillt: Blätter eines Tamarindenbaums in einem Kochtopf in den Nuba-Bergen.
Viele seiner ehemaligen Nachbarn wurden erschossen: Adam Hasan ist im November aus Khartum geflüchtet.Auch hier ist die humanitäre Lage jedoch dramatisch, wie überall in diesem von der internationalen Gemeinschaft weitgehend ignorierten Krieg. Noch vor wenigen Monaten seien es die für Folter, Vergewaltigungen und Massaker berüchtigten RSF-Kämpfer gewesen, die ihn nachts durch seine Träume gejagt hätten, sagt Hasan.
Bis heute kommen jeden Tag neue Flüchtende an, oft nach langen Strapazen. Die Nuba-Berge sind schwer zu erreichen. Hasan erzählt von der Flucht im November: wie er mit seiner Frau und den zehn Kindern auf der Ladefläche eines Lastwagens die Kriegsfronten überquerte, wie ihnen an einem RSF-Checkpoint in al-Ubajjid alle Wertsachen abgenommen wurden und die Milizen ihn stundenlang verhörten.
Laut der niederländischen Denkfabrik Clingendael, die sich seit Jahrzehnten mit der Situation im Sudan beschäftigt, sind in vielen Landesteilen bereits entscheidende Schwellen zur Hungersnot erreicht. Bis September könnten demnach knapp 2,5 Millionen Menschen vom Hungertod bedroht sein.
Die Regenzeit, die üblicherweise bis Oktober dauert, steht kurz bevor. Die Wochen und Monate davor, in denen die Bäuer:innen neues Saatgut aussäen, sind jeweils die schwierigsten des Jahres. Normalerweise greifen die Menschen auf die Vorräte aus dem Vorjahr zurück. In diesem Jahr seien diese aber fast überall bereits aufgebraucht, sagt Kuku.
Der Konflikt in den Bergen begann in den achtziger Jahren, als zwischen dem christlich geprägten Süden und dem muslimischen Norden des damals grössten afrikanischen Landes der zweite sudanesische Bürgerkrieg entbrannte. Zwischen jenen, die sich bis heute als Araber:innen bezeichnen, und jenen, die sich als Afrikaner:innen sehen. Adam Hasan floh als Jugendlicher aus den Bergen nach Khartum.
Inmitten einer kleinen Siedlung im Flachland bleibt Chamis vor einem schwarzen, verrussten Loch im Boden stehen. Es stammt vom Geschoss eines russischen Antonow-Bombers der Regierung. «Schau», sagt der Kommandant, «sie kennen unsere Stellungen und zielen trotzdem auf Zivilisten.» Es ist nicht der erste Krieg für Chamis, er hat bereits an vorderster Front gekämpft, auch in Kadukli.
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