Eine neue Anthologie mit 16 jüdischen Erzählungen von Elfriede Jelinek, Eva Menasse oder Yevgeniy Breyger. Rezension von Elisabeth Bronfen.
16 Autorinnen schreiben über ihr Jüdischsein. Die Meinungen von Elfriede Jelinek, Eva Menasse oder Yevgeniy Breyger liegen weit auseinander. Nur in einem Punkt sind sich alle einig.
Mit der Vernichtung des «anderen», so ihre philosophische Position, geht die Vernichtung des «einen» einher – das kommt dem Ende der Zivilisation gleich. Die poetischen Worte, mit denen Jelinek die Fanatiker in den Reihen der Konflikt- und Kriegsparteien verurteilt, klagen nicht nur die bedingungslose Zerstörungswut an, sondern beklagen, was wir verlieren: «Kein Zusammen mehr. Jetzt wird nur noch geschossen.
Die Schriftstellerin Slata Roschal hält fest: «Das Jüdische ist für mich furchtbar wichtig .» Die Zugehörigkeit zum Jüdischen mache es ihr leichter, das Gefühl auszuhalten, unerwünscht und fremdartig zu sein. Daraus ergibt sich ein weiterer Widerspruch: Kann man für sich in Anspruch nehmen, für alle zu sprechen, oder wird einem dieses Recht zugetragen? In ebendieser Spannung zwischen einem partikularen und einem universellen Sprechen flackert auch das Stereotyp des «Juden» wieder auf: Man wird eben doch wieder zum markierten anderen gemacht, der nicht dazugehört, zumindest nicht ganz – zu eigenwillig, zu sehr einem anderen Denken verpflichtet.
Verwirrt darüber, dass seine Schwiegereltern mehrere Namen haben, weil sie immer wieder umziehen mussten, meint er: «Das ist schlimmer als in einem russischen Roman, wo man erst in der Mitte beginnt zu kapieren, wer wer ist. Hier ist es nicht viel anders, man blickt in deren Familiengeschichte kaum durch. Klar ist nur, dass alle nahen und fernen Angehörigen eines schrecklichen Todes gestorben sind. Und dass meine Vorfahren daran schuld sind.
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