Gelesen: «Die Zukunft ist Geschichte – Wie Russland die Freiheit gewann und verlor»: Masha Gessen geht der Frage nach, weshalb die Freiheit von Bevormundung und Repression in Russland nur von kurzer Dauer war.
Es gibt Bücher, bei deren Lektüre man sich wünscht, man hätte zu den Lesern gehört, die den Text direkt nach der Publikation gelesen haben. Masha Gessens «Die Zukunft ist Geschichte» gehört dazu, und das Buch ist auch mehr als fünf Jahre nach der Ersterscheinung noch brandaktuell.
Denn Gessen zeigt Antworten auf die Fragen auf, die im Zusammenhang mit dem russischen Krieg in der Ukraine zurzeit heiss diskutiert werden: Wie beurteilt die russische Bevölkerung die Vergangenheit und die Zukunft ihres Landes? Weshalb ist die Opposition in Russland so schwach? Warum hat der Westen die imperialistischen Pläne Moskaus so lange unterschätzt?
«Die Zukunft ist Geschichte» zeichnet ein nuanciertes Bild der russischen Psyche von den Achtzigerjahren bis in die Gegenwart. Wie dank der Öffnung in den Neunzigerjahren Optimismus herrschte, die Aufbruchstimmung wegen zunehmender Repression jedoch verflog. Gessen – selbst in Russland geboren und im Verlaufe des Lebens zwei Mal in die USA emigriert – porträtiert dazu die Menschen, die in der herkömmlichen Geschichtsschreibung nicht vorkommen.
So wird die Rolle der Opposition und der Minderheiten im Land anhand der Lebensgeschichte von Zhanna und Ljoscha erörtert, zwei Kindern des Russlands der Achtzigerjahre, die heute beide im Exil leben. Zhanna, weil ihr Vater, der Oppositionspolitiker Boris Nemzow, in Sichtweite des Kreml erschossen wurde, und Ljoscha, weil er aufgrund seiner Homosexualität nicht mehr weiter Professor sein konnte.
Gessen verknüpft diese Geschichten der jüngeren Generation mit neueren Entwicklungen der Sozialwissenschaften des Landes: Der Soziologe Lew Gudkow und das von ihm geführte Meinungsforschungszentrum Levada, die Psychoanalytikerin Marina Arutjunjan und der rechtsnationalistische Philosoph Alexander Dugin runden das Porträt des modernen Russlands ab – und bieten auch mehr als fünf Jahre nach Erscheinen des Buches ein grossartiges, wenn auch teilweise erschreckendes...
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