Anlässlich ihres 100. Geburtstags erscheint ein posthum veröffentlichter Band mit Gedichten von Friederike Mayröcker aus den Jahren 2004 bis 2021. Die Autorin, die 16 Jahre nach ihrer 80. Geburtstags-Gesamtausgabe weiter schrieb, entwickelte in ihren späten Werken eine neue poetische Sprache, die sie selbst als «Proëme» bezeichnete. Diese Texte, die zwischen Prosa und Poesie oszillieren, sind scheinbar beiläufige Notizen, die auf eine Überarbeitung warten, doch die Feinheiten ihrer Ausdrucksweise und Interpunktion verdienen genauere Betrachtung.
Bild: Techt Hans Klaus/APA Vor zwanzig Jahren publizierte der Suhrkamp-Verlag eine grosse Ausgabe der gesammelten Gedichte der österreichischen Schriftstellerin Friederike Mayröcker . Der Anlass war ihr 80. Geburtstag, und so präsentierte sich der Band als ihr lyrisches Lebenswerk. Doch Mayröcker lebte 16 Jahre weiter und, was für sie stets untrennbar mit dem Leben verbunden war, sie arbeitete und schrieb noch bis in ihr Todesjahr. Wie der anlässlich ihres 100.
Geburtstags posthum erscheinende Band mit gesammelten Gedichten von 2004 bis 2021 zeigt, hat sie sich dabei künstlerisch noch einmal weiterentwickelt.Mayröckers späte Gedichte sollte man eigentlich nicht als Gedichte, sondern als «Proëme» bezeichnen. Mit diesem Kunstwort, das sie von Francis Ponge übernommen hatte, definierte Mayröcker ihre Texte, die zwischen Poem und Prosa liegen und einmal mehr zur Prosa, einmal mehr zur Poesie inklinieren. Es sind scheinbar beiläufige, zuweilen achtlos hingeworfen wirkende Notate, die auf eine Überarbeitung zu warten scheinen. Doch die Feststellung des Textes zwischen Notiz und Werk ist Teil von Mayröckers Poetik, und die Feinheiten des Ausdrucks und der Interpunktion lohnen stets der genauen Betrachtung.Mayröckers Texte enden ausnahmslos mit der Angabe des Datums. So ist auch der Vermerk «31.12.05» Teil eines Gedichts, das sie an jenem Silvester zu Papier brachte. «das ist das alte Jahr», das Gedicht beginnt mit dieser Bestimmung, die in dem kurzen Text vier Mal eingestreut wird. Was innert weniger Stunden zur Falschheit verkommen würde, wird wie ein Mantra festgehalten. Es folgt ein Bild der Trauer: «die Träne quillt». Nicht etwa fliesst sie bloss, wie das einzige Wort des Gedichts andeutet, das einer prononciert poetischen Ausdrucksweise zuzuordnen ist. Die Träne entspringt der Quelle des weinenden Auges. So entstehen in diesem alten Jahr mit der Träne und dem Gedicht gleich noch zwei Ding
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