Der Dirigent Franz Welser-Möst spricht in einem Interview über seine Krebstherapie, die Herausforderungen seiner Arbeit als Chefdirigent und die Unterstützung seines Orchesters.
Der Dirigent Franz Welser-Möst nimmt kein Blatt vor den Mund, wenn er von seiner Krebs therapie, von den Anforderungen eines Chefdirigenten an seine Stadt und vom Lucerne Festival Orchestra spricht.
Vielleicht. Man denkt während eines solchen Jahres viel nach über die eigene Endlichkeit. Es ist nicht so, dass ich Angst davor habe, aber es verschieben sich die Prioritäten. Man fragt: Was ist mir jetzt am wichtigsten? Da gerät viel in Bewegung. Unglaublich schön und bereichernd war es, wie Leute, die Kollegen an mich dachten, wie mich mein Orchester unterstützte.
Die Person nach mir muss diese Stadt verstehen. Es gibt kein einheitliches Publikum, sondern es gibt viele Leute, die unterschiedlich leben, die in verschiedenen Lebenssituationen stehen – jeder Dirigent muss versuchen, auf das einzugehen. Es hängt viel damit zusammen, wie sehr sich ein Chef mit der Stadt identifiziert. Dieses Rein-Raus-Fliegen und mal schnell hier und dort einen Scheck abholen, geht heute nicht mehr.
Im Sommer 2024 gab es viele Diskussionen, die Eröffnung mit «Don Giovanni» und Dirigent Teodor Currentzis, der mit einem Bein in Europa und einem Bein in Russland steht, dort seine Mäzene und Sponsoren hat. Dann hat man gleich zwei russische Opern gespielt, die Russin Anna Netrebko sang allerdings nicht. Ist das eine Haltung?
Und so konnte man sich dann von ihr elegant verabschieden ... interessant. Aber trotzdem: Die Salzburger Festspiele sind so ein grossartiger europäischer Kulturdampfer: Da will man doch sowohl als Dirigent wie auch als Zuschauer mit dabei sein.
Genau. Es ist ein ganz anderes Spüren voneinander. Ich verstehe es nicht, denn letztendlich ist diese Art von Musizieren, wo man sich wirklich gut kennt, doch viel befriedigender als irgendwelches Taktschlagen.
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