Die Festival Strings Lucerne locken viel Publikum an und spielen grandios. Der Solist glänzt vor allem in der Zugabe.
«Mediterrane Nacht verkauft sich gut, erst recht mit einer Gitarre auf dem Plakat.» Dies entweicht meiner Begleitung, scherzhaft, in Anbetracht des vollen Saals. Die Festival Strings Lucerne begrüssen am Donnerstag ein grosses, begeistertes Publikum. Zu Recht, denn das ausgewählte Repertoire spielt den Stärken des Orchesters in die Hände. Und es ist simpel, niemals einfach, aber sehr effektvoll.
Eine ähnliche Besinnung auf die Musik der Heimat zeigt Joaquín Rodrigo in seinem «Concierto de Aranjuez», benannt nachträglich nach dem Palast nahe Madrid und dessen Gärten. Das Thema des zweiten Satzes, fesselnd eingeführt durch das Englischhorn, kam ihm einfach so in den Sinn und er übernahm es tel quel für sein Gitarrenwerk. Es ist vielleicht die Stunde der Siesta in den Gärten und die Gitarre das Plätschern eines kühlenden Brunnens.
Und trotzdem ist mehr als ein Lauf mehr gemurmelt als ausartikuliert, sind doch allzu viele Griffbrettgeräusche mit dabei, um mit dem Weltstarstatus mitzuhalten. Und auch mit dem Orchester, das mit seiner Präzision noch mehr zum Solisten kontrastiert. Eine Wohltat hingegen ist die Zugabe «Somewhere over the Rainbow», schön, simpel, süss. Aber effektvoll.Zum Schluss werden dem Publikum noch zwei Werke mit hedonistischem Hintergrund geschenkt.
«Le Boeuf sur le Toit» von Darius Milhaud hingegen leitet in die kommende Fasnacht über. Die Eindrücke seiner Brasilienreise wurden hier musikalisch verarbeitet und, wie künstlerischer Leiter Daniel Dodds meint: «Am Karneval war er bestimmt auch.» Mit seinen Tempowechseln und polytonalen Passagen ist es ein anspruchsvolles Werk, um es ohne Dirigent zu spielen. Den Festival Strings gelingt es in allen zwölf vorkommenden Tonarten.
Die mediterrane Nacht erinnert kurz vor dem dritten Jahrestag von Krieg in Europa und auf der Schaumkrone der Grippewelle, die unliebsame Erinnerungen hochkommen lässt, an ein unbeschwertes Leben, an Lebensfreude, an die Leichtigkeit des Seins und ein bisschen an wohltuend-melancholische Tiefe. Dazu hätte auch der Orchesterklang alleine gereicht.FussballCopyright © Luzerner Zeitung. Alle Rechte vorbehalten.
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