Die Schweizer Abstimmung vom 24. November zeigt einen neuen tiefen politischen Graben: Der Geschlechtergraben. Frauen stimmten zu allen vier Abstimmungsvorlagen Nein, während Männer sie deutlich unterstützten. Dieser Graben ist fast so tief wie der zum Thema Rentenalter und wird wahrscheinlich noch größer, da junge Frauen stärker links wählen und häufiger an Abstimmungen teilnehmen.
Die letzte Abstimmung zeigte auf: Neben dem Rösti- und dem Stadt-Land-Graben hat die Schweiz jetzt auch einen politischen Geschlechtergraben . Das ist eine Herausforderung. Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider muss den Männer n danken: Hätten am 24. November nur Frauen über Autobahnausbau, Mietrechtsreformen und die neue Finanzierung des Gesundheitswesens abgestimmt, wäre auch die Letztgenannte klar versenkt worden.
Frauen haben Ende vergangenen Jahres zu allen vier Abstimmungsvorlagen Nein gesagt. Männer hingegen stimmten allen deutlich zu, Der Geschlechtergraben beim Stimmverhalten beträgt teilweise 20 Prozent, er ist fast so tief wie bei der Erhöhung des Frauenrentenalters. Und wer zurück in die Geschichte schaut, sieht, dass der Graben breiter wird: Von den zehn Abstimmungen mit dem grössten Gendergap fanden sechs in den vergangenen vier Jahren statt. Die Schweiz hat also einen neuen Graben: Zum traditionellen Röstigraben zwischen Deutsch- und Westschweiz und dem relativ neuen Stadt-Land-Graben kommt nun noch eine politische Spaltung zwischen Frauen und Männern hinzu. Und der Geschlechtergraben dürfte noch grösser werden: Denn junge Frauen stimmen und wählen deutlich linker als junge Männer – und sie nehmen häufiger an Abstimmungen teil. Zieht man dann noch in Betracht, dass es mehr Schweizerinnen als Schweizer gibt und dass diese auch noch länger leben, kann die Politik eigentlich nur einen Schluss ziehen: Wer keine Niederlage an der Urne kassieren will, muss den Anliegen und Blickwinkeln von Frauen mehr Bedeutung zumessen. Das heisst – auch das zeigen die Abstimmungen mit Gendergap: mehr Umwelt- und Klimaschutz, mehr soziale Gerechtigkeit, mehr Gleichstellung, aber auch mehr Sicherheit und mehr Staat. Eine gute Nachricht ist das nur bedingt, denn diese Konstellation macht das Finden von mehrheitsfähigen Lösungen in Bundesrat und Parlament noch anspruchsvoller, als es heute schon ist. Zu den mannigfaltigen Interessengruppen, auf die Rücksicht genommen werden muss, kommt nun noch eine weitere hinzu. Mit den Frauen, das beweist das vierfache Nein am 24. November, gibt es eine weitere Vetomacht in der Schweizer Politik
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