Ines Schwerdtner, Ko-Vorsitzende der Linken, kandidiert in Berlin-Lichtenberg für den Bundestag. Die Linke kämpft um ihr politisches Überleben, während sie sich auf den Wahlkampf vorbereitet. Trotz Umfragezahlen unter fünf Prozent wächst die Partei und setzt auf Haustürgespräche, um Wähler zu erreichen.
Ines Schwerdtner , Ko-Vorsitzende der Linken, kandidiert für den Bundestag in Berlin-Lichtenberg. Mitte Januar trifft man sie in der «Kiezspinne», einem Nachbarschaftstreff im Berliner Plattenbauviertel Lichtenberg. Sie schaut auf die Uhr, räuspert sich und sagt: «Ja, wir sind jetzt voll eingestiegen in den Wahlkampf.
» Die letzten zwei Stunden hat die 35-jährige Politikerin bei einem «Initiativengipfel» von Mietern zugehört, die sich gegen «Nachverdichtung», also die Bebauung von Innenhöfen und Grünflächen, wehren. Während in Berlin die Notwendigkeit von Wohnraum-Expansion aufgrund knapper Wohnungen und steigender Preise unbestritten ist, wird die Nachverdichtung, oft in Plattenbausiedlungen, auf Kosten von Spielplätzen, Treffpunkten und Grünflächen realisiert. Für Schwerdtner ist dies ein Beispiel für eine «absolut bekloppte Wohnungspolitik», die gegen Klimaschutz, Wohnqualität und insbesondere die Lebensbedingungen prekären Milieus verstößt. Schwerdtner ist sowohl Bundestagskandidatin ihrer Partei als auch seit Oktober deren Bundesvorsitzende, gemeinsam mit Jan van Aken aus Hamburg. Das Duo übernahm das Amt zu einem Zeitpunkt, an dem Die Linke um ihr politisches Überleben kämpft. Nach Jahren interner Streitigkeiten und dem Austritt von Sahra Wagenknecht und ihren Anhängern im Herbst 2023, wollte die Partei unter der neuen Führung zunächst Kräfte sammeln, mit Bürgern sprechen und Themen für den Wahlkampf finden. Doch der vorzeitige Fall der Ampelregierung hat die Pläne zunichte gemacht, so dass alles viel schneller vor sich gehen muss. Die Wahl findet bereits am 23. Februar statt. Obwohl die Partei durch den frühen Wahltermin unter Druck steht, bleibt Schwerdtner optimistisch: «Nein, das macht nichts», sagt sie, «wir sind vorbereitet, wir sind sowieso schon die ganze Zeit an den Haustüren unterwegs.» Die in Deutschland eher ungewöhnlichen Haustürgespräche wurden ursprünglich gedacht, um den Kontakt zu verloren gegangenen Wähler*innen wiederaufzubauen. Nun sind sie ein zentraler Baustein der Wahlkampagne. Seit Herbst hätten Mitglieder und Unterstützer der Linken bundesweit an 120.000 Haustüren geklopft, berichtet Schwerdtner. Etwa jeder vierte Versuch führte zu einem Gespräch. 2000 bis 3000 dieser Gespräche hat die Partei ausgewertet. Die Ergebnisse zeigen, dass die Menschen besonders von steigenden Mietpreisen, steigenden Preisen allgemein, Unzufriedenheit mit Politikern und der Politik insgesamt bewegt werden. Die Linke stellt diese Themen nun in den Mittelpunkt ihres Wahlkampfs.Die Partei versucht, ihren potenziellen Wähler:innen die Angst zu nehmen, dass ihre Stimme verschenkt sein könnte, wenn sie die Fünfprozenthürde nicht überschreitet. Die Linke verspricht daher, zumindest über die Grundmandatsklausel in den Bundestag zu kommen. Diese Besonderheit des deutschen Wahlrechts rettete Die Linke bereits 2021, als sie bei 4,9 Prozent landete, aber aufgrund von Direktmandaten in drei Wahlkreisen in Fraktionsstärke ins Parlament einzog. Die Partei ist sich bewusst, dass sie diese Leistung wiederholen muss, um sicherzustellen, dass sie auch bei der Verfeh lung der Fünfprozenthürde die ihr nach Zweitstimmenanteil zustehenden Sitze erhält. Mindestens ein Mandat soll Gregor Gysi in Berlin Treptow-Köpenick erringen. Weitere Direktmandate werden von «Aktion Silberlocke» - Bodo Ramelow in Erfurt und Dietmar Bartsch in Rostock gewonnen. Bartschs Chancen stehen allerdings nicht besonders gut. In Leipzig und einigen Berliner Wahlkreisen darf sich die Partei dagegen Hoffnungen machen. Sicher ist das Mandat jedoch nirgendwo. Nicht einmal im Ostberliner Wahlkreis Lichtenberg, und das will etwas heißen
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