Die am kommenden Sonntag stattfindende Bundestagswahl in Deutschland wird von den Wählern unter 30 Jahren stark beeinflusst. Die Linke und die Grünen führen bei diesen in Umfragen an, während die AfD stärker ist als die Union und die SPD. Junge Leute neigen stärker zu Extremen und sind besonders von Themen wie Migrationspolitik und Klimaschutz betroffen.
Die Deutsche wählen am Sonntag ein neues Parlament. Die Vorlieben der 18- bis 29-Jährigen unterscheiden sich teilweise deutlich von denen der Gesamtbevölkerung. Einige Zahlen sind überraschend. Klimaschutz ist deutschen Jung wähler n nach wie vor wichtig, doch andere Themen bewegen sie mittlerweile ebenso sehr. Der Einzug in den Bundestag dürfte Die Linke mit rund 6 Prozent der Stimmen schaffen. Junge Leute neigen eher den Extremen zu als Ältere.
Das Radikale, Provokative, vermeintlich Rebellische übt auf sie eine sehr viel stärkere Anziehungskraft aus als das Gemässigte und Etablierte. Das gilt auf beiden Seiten des politischen Spektrums. Im letzten Herbst, bei den Landtagswahlen in Sachsen, Brandenburg und Thüringen wurde die AfD mit Abstand stärkste Partei bei den Wählern unter 30. Deren Einstellungen ändern sich zwar oft schnell wieder, doch ist sie unter Jungwählern nun stärker als die Union und mehr als doppelt so stark wie die SPD. Der Erfolg der Linkspartei unter jungen Leuten ist auf den zweiten Blick weniger überraschend, als er zunächst erscheinen mag. Wer heute in Deutschland studiert oder neu in den Arbeitsmarkt eintritt, kann anders als seine Eltern und Grosseltern nicht mehr damit rechnen, dass es ihm einmal besser gehen wird als den Generationen vor ihm. So stellt sich die soziale Frage für junge Deutsche mit neuer Dringlichkeit. Sozialdemokraten und Grüne als Parteien der linken Mitte haben dabei an Glaubwürdigkeit verloren: Sie regieren seit Jahren und haben doch keine wirksamen Rezepte gefunden – etwa gegen die Krise auf dem Wohnungsmarkt, die es mit sich bringt, dass sich Studenten oder Berufsanfänger in deutschen Grossstädten oft kaum noch ein Zimmer in einer Wohngemeinschaft leisten können. Und noch etwas kommt hinzu: Lange Zeit meinte man, die Linkspartei litte unter Phänomenen, die mit Schlagworten wie «Wokeness» und Identitätspolitik zusammengefasst werden. Wahrscheinlich war das nicht einmal falsch, denn traditionelle Linken-Wähler – oft ältere Ostdeutsche – konnten damit meist wenig anfangen. Zudem scheinen sich diese Phänomene seit Donald Trumps Wiederwahl als amerikanischer Präsident in der westlichen Welt auf dem Rückzug zu befinden. Auch unter Jungwählern scheinen «woke» Neigungen abzunehmen, doch diejenigen unter den Jungen, die an Gendersprache, offenen Grenzen und postkolonialem Aktivismus festhalten wollen, finden in der Linkspartei nun eine politische Heimat. Sahra Wagenknecht, parteiintern lange Zeit die auffälligste Kritikerin des «woken» Kurses, hat Die Linke letztes Jahr verlassen und ihre eigene Bewegung gegründet; Auch in der Asylpolitik kann die Linkspartei seit Wagenknechts Abgang ein Thema bewirtschaften, mit dem sie zwar mittlerweile quer zum Zeitgeist steht, aber bald ein Alleinstellungsmerkmal erlangen könnte: Auch die SPD hat unterdessen einen restriktiveren Kurs in der Migrationspolitik eingeschlagen, und die Grünen werden dies womöglich auch tun, sollten sie nach der Wahl mit Friedrich Merz’ Union koalieren wollen. Wagenknechts BSW ist unter Jungwählern mit vier Prozent die mit Abstand schwächste Partei. Hier versammelt sich eine vornehmlich ostdeutsche Wählerschaft, die bisher der Linkspartei zuneigte und einige politische Positionen mit der AfD teilt, sich selbst aber als antifaschistisch einstuft. Zugespitzt könnte man sagen: Linkspartei, Grüne und AfD sind heute die Jugendparteien, BSW und Sozialdemokraten die Altenparteien.
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