Franjo von Allmen, der 23-jährige Schweizer Skirennfahrer, hat an der Weltmeisterschaft in Saalbach sensationell die Abfahrt gewonnen. Seine Geschichte ist geprägt von unermüdlicher Arbeit, tragischen Verlusten und einer Liebe zum «Simmental».
Der Berner Franjo von Allmen gewinnt an der WM in Saalbach sensationell die Abfahrt . Wer ist der 23-Jährige, der die Weltelite hinter sich liess?Es dürfte eine heitere Angelegenheit gewesen sein, als eines Novemberabends 2022 der Fanclub von Franjo von Allmen in einer Bar in Zweisimmen gegründet wurde. Um der Feierlichkeit ein gewisses Gewicht zu geben, erschuf man ein alkoholisches Getränk. Eine schlumpfblaue Flüssigkeit, die Zutaten hochprozentig, das Rezept geheim.
Nachdem das SRF-Sportpanorama diesem Gemisch in einer Sendung nationale Aufmerksamkeit verschafft hatte, stieg die Nachfrage zügig. Mittlerweile produziert der Fanclub in Zusammenarbeit mit einem Spirituosen-Produzenten das Getränk in grösseren Mengen. Nach dem Weltmeistertitel vom Sonntag dürfte das Interesse kaum kleiner werden.Und so verhält es sich auch mit Franjo von Allmen. Er scheint der Provinz immer mehr zu entwachsen. Der 23-Jährige ist in Boltigen im Simmental daheim. Er wohnt etwas oberhalb des Dorfes, gemeinsam mit seinem Bruder im Elternhaus. Sein Hausberg ist der Jaunpass, dort hat er als 3-Jähriger Skifahren gelernt. «Ich wollte schon damals kaum bremsen», sagt Von Allmen über die Anfänge. Es muss eine unbeschwerte Kindheit gewesen sein. Ein Junge kann vor der Haustüre Ski fahren und tut dies tagein, tagaus. Von Allmen schloss sich der Jugendorganisation des Boltiger Skiklubs an. Manchmal habe er nach Rennen sogar die Siegerehrungen verpasst, weil er bereits wieder auf den Ski unterwegs war. Auch wenn schon vieles auf eine Karriere im Skirennsport hindeuten konnte, entschied sich Franjo von Allmen für den soliden Schweizer Weg. Er startete als 16-Jähriger in eine Berufslehre. Bei der Zimmerei Schletti in Zweisimmen liess er sich zum Zimmermann ausbilden. Für die Schreinerei war es nicht die erste Erfahrung mit einem angehenden Spitzensportler. Bereits Noël, Michael von Grünigens Sohn, ging dort in die Lehre. Doch in der Jugend von Franjo von Allmen gibt es eine tragische Zäsur. Als er 17 Jahre alt ist, stirbt sein Vater. Dem «Tages-Anzeiger» sagte er einmal: «Ich war jung, und es war sehr hart für mich, Vaters Tod hat uns logischerweise aus der Bahn geworfen. Auch meine Skikarriere war danach gefährdet, nicht zuletzt aus finanziellen Gründen.» Es existiert eine Aufnahme von Franjo von Allmen, die bloss wenige Jahre alt ist. Zu sehen ist ein jugendlicher Mann, der mit leicht schmunzelnder Mine sagt: «Mein Lehrlingslohn reicht knapp nicht, darum bin ich auf deine finanzielle Unterstützung angewiesen.» 16’000 Franken kamen dabei zusammen. Es war die Rettung seiner Karriere.Lange fährt er zweigleisig. An drei Tagen arbeitet er, den Rest der Woche befüllt er mit Trainings, auf und neben der Piste. Irgendwie kann er Ausbildung und Skisport vereinbaren. Nach vier Jahren schliesst er die Lehre ab. Sein Lehrmeister erinnerte sich gegenüber dem «Blick»: «Irgendwann hat mich ein Fachlehrer angerufen, um mir mitzuteilen, dass Franjo kurz vor der Zeugnisvergabe noch keine Schulnoten vorweisen könne. Er musste deshalb an einem Tag drei Mathematik-Prüfungen schreiben.»Nach der Lehre folgt ein rascher Aufstieg im Skizirkus. Bei der Junioren-WM in Kanada 2022 gewinnt er drei Silbermedaillen (Abfahrt/Super-G/Kombination). Im darauffolgenden Herbst gab es einen Dämpfer, als er in einem Training schwer stürzte. In der Saison 2022/2023 fuhr er oft mit Schmerzen, aber dennoch schaffte er es, sich über den Europacup einen Fixplatz für den Weltcup zu sichern. Die erste richtige Chance im Weltcup packt er. Im Winter 2023/2024 folgen bereits vier Top-Ten-Plätze in den Speeddisziplinen, im Super-G von Garmisch fährt er auf das Podest. Belohnt werden diese Leistungen umgehend. Im letzten Frühling wird er von Red Bull unter Vertrag genommen, was im Sport generell einem Gütesiegel gleichkommt. Ausserdem stellt ihm sein Ausrüster Head Sepp Kuppelwieser zur Seite, den ehemaligen Servicemann von Beat Feuz. Und Swiss Ski befördert ihn direkt vom B-Kader in die Nationalmannschaft. Das Tempo in dieser Karriere wird mit dem ersten WM-Titel nochmals verschärft. Und damit nähert sich Franjo von Allmen ohnehin seiner Komfortzone. Denn wenn es wild wird, fühlt er sich am wohlsten. Sei es auf der WM-Piste, bei einem Fallschirmsprung oder in den Sommermonaten auf dem Motocross-Töff oder dem Mountainbike.Doch wenn er schliesslich im Fernsehstudio sitzt, erinnert Franjo von Allmen nicht an einen Menschen, dem es nicht genug schnell sein kann. Dann redet er von «nid überuttere» (nicht durchdrehen), streut in jeden zweiten Satz ein «schluss-am-änd» (letztendlich) ein – und bleibt auch mal gegenüber dem deutschen Fernsehen in seiner Mundart. Man kann ihn vielleicht aus dem Simmental herausholen, aber das Simmental wird in ihm bleibe
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