Die 25-jährige Schweizer Skifahrerin Camille Rast hat mit einem dritten Platz im Slalom von Gurgl ihren ersten Podestplatz in einem Weltcup erreicht. Rast, die früher von einer schweren Depression heimgesucht wurde und von ihren Eltern gebeten hatte, ihr Skimaterial zu entsorgen, zeigte eine bemerkenswerte Leistung.
Ist der Knoten nun aufgegangen? Im Slalom von Gurgl fährt die Walliserin Camille Rast als Dritte erstmals auf ein Weltcup -Podest. Wer ist die Frau, die in eine schwere Depression fiel und ihre Eltern bat, alle Skis, Schuhe, ja das ganze Material zu verramschen?Sie sitzt in der Leaderbox und vergräbt das Gesicht in den Händen. Zweihundertstel schneller fährt die für Albanien startende Italienerin Lara Colturi.
Camille Rast ist erst 17, als sie in diesem undurchdringlichen Nebel aus Erschöpfung und Überforderung gefangen ist, der viele Fragen, aber keine Antworten bereit hält. Es ist der Punkt, an dem sie ihre Eltern bittet: «Verkauft mein ganzes Ski-Material.» Hugues Ansermoz sagte über Melanie Meillard und Camille Rast: «Sie waren am Morgen die ersten und am Abend die letzten auf der Trainingspiste.»Hugues Ansermoz, einst Leiter des Nationalen Leistungszentrum in Brig, sagt damals: «Camille weiss genau, was sie will und was es braucht, um an die Spitze zu kommen. Sie ist derart ehrgeizig, trainiert so viel, dass man sie manchmal sogar bremsen muss.» Doch bald darauf wird es wieder ruhig um Camille Rast.
Sinnfragen und keine Perspektive. Der Nebel ist zäh und undurchdringlich. Doch Camille Rast weiss, was sie jetzt braucht: Sie muss sich öffnen, braucht psychologische Betreuung. Ein knappes Jahr dauert es, bis sie ihre depressive Phase überwunden hat. Heute sagt sie: «Wenn du so jung bist, wie ich es damals war, befürchtest du, dass dir die Leute nicht glauben, wenn du ihnen von solchen Problemen berichtest. Deshalb habe ich so lange alles mit mir selbst ausgemacht.
Während sie in Gurgl ihren ersten Podestplatz feiert, wirkt es irgendwie surreal, dass Skifahren für diese junge Frau mal zur Nebensache wurde. Deshalb sagt Rast nicht ohne Stolz: «Es hat sich gelohnt, dass ich nie wirklich aufgegeben habe.» Also hat es sich auch gelohnt, dass die Eltern das Ski-Material nicht verkauften, sondern ausser Sichtweite in den Keller stellten? «Oh ja», sagt sie lachend.
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