Sollte die extreme Rechte in Frankreich an die Macht kommen, droht dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk die Privatisierung. Ganz so einfach umzusetzen wäre die «Reform» aber nicht.
Für den Fall, dass es demnächst an die Macht kommt, hat das rechtsextreme Rassemblement National die Zerschlagung von Frankreichs öffentlich-rechtlichem Rundfunk angekündigt. Die Grossunternehmen France Télévisions und Radio France sollen privatisiert werden. Ziel ist namentlich, den Fernsehkanälen France 2 und France 5 sowie den Radiosendern France Inter und France Culture ihren angeblichen linken Ungeist auszutreiben.
Der öffentlich-rechtliche Rundfunk gilt dem RN als das Sprachrohr einer multikulturellen Elite, die vom Lebensalltag der sprichwörtlichen kleinen Leute, ihren vermeintlichen Identitätsproblemen und Überfremdungsängsten keine Ahnung habe. Der Pluralismus, die Diversität der Standpunkte, die sich in besagten Kanälen ausdrücken, widersprechen frontal der rechtsextremen Auffassung von dem «einen» Volk mit dem «einen» Willen.
Zudem würde die Konkurrenz auf die Barrikaden gehen: Derzeit schaltet France Télévisions von 20 Uhr bis 6 Uhr gar keine Werbung, der Radiosender France Inter höchstens siebzehn Minuten am Tag. Einmal privatisiert, würden sich die heute öffentlich-rechtlichen Kanäle auf den hart umkämpften Werbekuchen stürzen – was die älteren Privatsender völlig destabilisieren würde.
Dass das RN in zwei Wochen an die Macht kommt, ist längst nicht sicher. Falls ja, mag es auch eine andere Strategie wählen als die Privatisierung. Polen, Ungarn und Italien haben vorgemacht, wie man unliebsame Rundfunkanstalten durch Neubesetzungen von Chefposten, Umgestaltung der Aufsichtsorgane, reale oder angedrohte Subventionskürzungen auf Linie bringt. Die Autonomie des öffentlich-rechtlichen Rundfunks ist so oder so bereits beschnitten.
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