Unter härtesten Bedingungen sammeln Fischer im Aralsee die winzigen Zysten der Artemiakrebse, ein begehrtes Fischfutter. Sie machen damit ein gutes Geschäft. Aber wie lange noch?
Die Wassertemperatur beträgt minus drei Grad. Das Schlauchboot schwankt auf den rauen Wellen. Der Motor stottert. Würde er endgültig ausgehen, gäbe es keine Chance mehr, ans Ufer zurückzukehren.
Die sowjetischen Behörden entschieden jedoch, dass für diesen Teil des Imperiums Baumwolle wichtiger werden sollte. Obwohl Zentralasien grösstenteils aus Wüste besteht, dachte die Regierung gross. Die beiden Flüsse Amudarja und Syrdarja, die den Aralsee speisten, sollten zur Bewässerung der Felder genutzt werden.So floss immer weniger Wasser in den Aralsee. Der Pegel sank um bis zu einen Meter pro Jahr.
Dieses Krebstier ist nur etwa einen Zentimeter lang, kann aber in einer Umgebung überleben, die salziger als ein Ozean ist. Unter günstigen Bedingungen pflanzt es sich durch Jungfernzeugung fort. Es ist fast eingeschlechtlich, Männchen kommen nur sehr selten vor. Im selben Zelt: Der Biologe Ablatdin Musajew gibt vor, wie viele Zysten gefangen werden dürfen. Fischer Nursultan Koschbanow versucht, wenigstens einen Teil davon zu erwischen.
Bereits in der Grundschule half Dschubandikow seinem Vater beim Fischen. Heute nimmt der 35-jährige Kasache praktisch jeden Job an. Im Sommer arbeitet er auf Baustellen oder verdingt sich bei der Heuernte. Er sammelte schon Altmetall und versuchte sich als Wilderer. Seine schwangere Frau und drei Kinder warten zu Hause auf ihn. Allerdings sind sechs Monate im Jahr Artemia vorbehalten.
Die Fischer waten durch die eisigen Wellen. Die Kleidung ist steif vom Salz, die Hände taub vor Kälte. Eine Zyste ist nur einen Viertelmillimeter gross. In grossen Mengen ähneln sie rosa Sand. Die Fischer sammeln sie mit Schaufeln ein oder fischen sie direkt aus dem Wasser. Das Fischen vom Boot aus ist verboten. Aber Boote gibt es in der Gegend sowieso keine mehr. Auf dem Schiffsfriedhof in Muinak, der Haupttourist:innenattraktion der Stadt, steht eine Handvoll rostiger Kutter.
Das grösste Problem ist jedoch der Wassermangel. Und das Salz. Bis zu siebzig Prozent der Aralkumwüste bestehen aus salzigem Sand. Neben Natriumchlorid enthält er andere chemische Verbindungen, die einst von den stark gedüngten Feldern Usbekistans in den See flossen. Salziger Staub wird vom Wind umhergetragen, das Salz dringt auch ins Grundwasser ein.In einer am Seeufer gegrabenen Erdhütte schläft Nursultan Koschbanow mit einem Rucksack unter dem Kopf.
Das Monopol bedeute einen völligen Mangel an Kontrolle, behauptet Koschbanow. «Der Staat schaut uns wie durch eine Lupe an, aber das richtige Geld wird oben gemacht.» Am Seeufer munkelt man von staatlichen Betrügereien. Es heisst, dass die kasachische Artemia über Usbekistan nach China gelange. In den Papieren stehe dann, es handle sich um billigen Produktionsabfall. In Usbekistan werde die Ware neu deklariert und dann über die Grenze gebracht.
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