«Vice» war wild und unbequem, dann kippte das Ertragsmodell. Jetzt kooperiert das Unternehmen mit dem Regime in Saudiarabien. Das merkt man bereits.
Die Marke der Holzfällerhemden tragenden Hipster könnte sich durch neue Besitzerschaft grundlegend verändern.Die Region um die Stadt Al-Ula in Saudiarabien muss wirklich schön sein. Das jedenfalls bleibt hängen, liest man den am vergangenen Montag erschienenen «Vice»-Artikel über den Langstreckenlauf Desert Blaze, der Ende August dort stattfand.
MbS, ohne den im Königreich wenig läuft, ist bisher nicht als überzeugter Verfechter der Pressefreiheit aufgefallen. Die Beweislast, dass er 2018 den Befehl gegeben hat, den regimekritischen Journalisten Jamal Khashoggi foltern und bei lebendigem Leib zerstückeln zu lassen, ist gewaltig. Der Kronprinz steht aber auch hinter den Bemühungen, das Image des Landes aufzuwerten.
Nicht zu vergessen: Der saudische Prinz Alwaleed bin Talal ist nach Elon Musk der zweitgrösste Investor des Unternehmens X, das früher Twitter hiess. Musk hat gute Beziehungen zum Königshaus und liess sich bei einem Gerichtsverfahren gegen Tesla-Aktionäre vom saudischen Staatsfonds unterstützen. Dass «Vice» überhaupt in diese Situation kam, hat mit Prozessen zu tun, die vor etwa zehn Jahren begannen. Social Media wurde gross, traditionelle Medienunternehmen suchten verzweifelt nach Ideen, wie man an die jungen Leute dort herankommen könnte. Dass Menschen für Onlinenachrichten Geld bezahlen würden, glaubte damals noch keiner so recht – aber wenn man nur genügend Klicks zusammenbekäme, liesse sich über die Werbung genug verdienen, so die Idee.
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