Unerwünschte Paketflut bei Therwiler Familie: Wie Anbieter auf Amazon ihre eigenen Produkte ankurbeln

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Unerwünschte Paketflut bei Therwiler Familie: Wie Anbieter auf Amazon ihre eigenen Produkte ankurbeln
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Eine Familie in Therwil wird unerwartet mit mehreren Billig-Waschmaschinen überschüttet. Es handelt sich wohl um sogenannte Brushing-Praktiken, bei denen Drittanbieter über Amazon versuchen, künstlich Kaufvorgänge zu generieren, um im Verkaufsrang besser abzuschneiden.

Die dunklen Seiten der Konsumgesellschaft offenbaren sich im Onlinehandel . Eine Familie in Therwil wird unerwartet mit mehreren Billig-Waschmaschinen überschüttet. Es handelt sich wohl um sogenannte Brushing -Praktiken, bei denen Drittanbieter über Amazon versuchen, künstlich Kaufvorgänge zu generieren, um im Verkauf srang besser abzuschneiden. Am Tag vor Heiligabend kam das erste Paket mit einer tragfähigen Waschmaschine, die Till Bürgin nicht einmal kannte.

Danach folgten immer wieder exakt gleiche Pakete, alle paar Tage lieferte der Postbote erneut eine Waschmaschine. Zehn Stück stapeln sich mittlerweile bei der Familie in Therwil. Sie entschuldigten sich sogar beim Postboten und erklärten, dass sie diese Pakete nie bestellt hätten. Seit nunmehr drei Wochen wird Till Bürgin von Paketen geflutet, die er weder bestellt noch gewollt hat. Neben den zehn Waschmaschinen erhielt er ein Zinngiess-Set, ein Tischset, eine Znünibox, Kinderbodys, Kugelschreiber und Sonnenbrillen. Die Familie rätselt über den Hintergrund der Lieferungen. Eine Falschzustellung schliesst Bürgin aufgrund der Vielzahl an Paketen bald aus. Alle Pakete stammen vom Onlinehandelsriesen Amazon. Zwar besitzt Bürgin dort ein Konto. Die nun erhaltenen Produkte finden sich aber nicht unter seinen Bestellungen, müssen also über ein anderes Kundenkonto bestellt und an seine Adresse nach Therwil geschickt worden sein. Zuerst ist die Familie über die «geschenkten» Pakete belustigt. Bald wird die Paketflut jedoch unangenehm. Irgendwann kam ein Formel-1-Lego-Rennwagen ins Haus. Diesmal jedoch mit Monatsrechnung. «Wenn du eine Rechnung kriegst, beginnt es dich zu stressen», sagt Bürgin. Was ihn irritiert, ist ein fett markierter Satz in der Monatsrechnung: «Falls diese Bestellung nicht von Ihnen getätigt wurde, kontaktieren Sie bitte unseren Kundenservice.» Bürgin sagt: «Daraus schliesse ich, dass es noch ganz viele Fälle wie den meinen gibt. Das ist nicht gerade vertrauenserweckend.» Zwei Mal ruft er beim Kundendienst von Amazon an. Dort heisst es, es handle sich um einen Missbrauch von Daten. Der Fall werde an die Sicherheitsabteilung weitergeleitet. Bürgin füllt auch das Kontaktformular aus. Doch die Pakete kommen aber weiterhin ins Haus: Zuletzt erhält er abermals eine tragbare Waschmaschine und sechs Tischsets zugeschickt. Als er auf Amazon nachforscht, um welches Produkt es sich bei den Waschmaschinen handelt, steht dort: «Bestseller Nr. 1». Für 53 Euro ist das zusammenklappbare Gerät zu haben. «Keines der zugeschickten Produkte ist wirklich brauchbar», sagt Bürgin. Aber er ist verwundert, dass ihm die Waren gratis nachgeworfen werden. Das alles ergibt für ihn keinen Sinn. Für die kuriose Paketflut dürfte der krude Mechanismus des Onlinehandels sorgen. Über das sogenannte «Brushing» (Polieren) versuchen Drittanbieter via Amazon, möglichst viele Kaufvorgänge zu generieren. Damit suggerieren sie ein florierendes Geschäft und steigen im Verkaufsrang auf. Manchmal geht es auch darum, freien Lagerplatz zu schaffen: Für Drittanbieter kann es günstiger sein, die Ware zu verschicken, statt diese durch Amazon verschrotten oder zurückschicken zu lassen. Vieles deutet also darauf hin, dass die günstigen Produkte über ein erfundenes Konto bestellt und an Till Bürgin versandt wurden. Sobald das Paket angekommen ist, können die Betrüger eine Bewertung für das Produkt abgeben und damit um die Gunst anderer Käuferinnen und Käufer buhlen. Offenbar lohnt sich für Drittanbieter dieser Vorgang trotz der entstehenden Kosten, um über einen besseren Verkaufsrang «richtige» Kundschaft zu generieren. «Ich bin nie auf die Idee gekommen, dass Firmen dahinter stecken könnten», sagt Bürgin. Er hofft, dass die unerwünschte Paketflut bald ein Ende nimmt. Bloss zwei Tage nach dem Gespräch lässt Bürgin jedoch ausrichten: «Es geht weiter ...»

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