Firmen beklagen sich über Fachkräftemangel. Gleichzeitig haben ältere Arbeitnehmende Mühe, einen Job zu finden – so wie Muriel C. Degen.
«Ich kann es nicht mehr hören, wenn sich Leute beklagen, dass sie am Montag wieder arbeiten müssen», sagt Muriel C. Degen im Gespräch mit dieser Redaktion. Denn die 51-Jährige, die seit über einem Jahr auf Stellensuche ist, würde gern den Platz tauschen und «endlich wieder arbeiten».
Denn einfach ist diese Situation für sie nicht. «Natürlich gibt es Momente, in denen man am liebsten schreien oder heulen würde.» Trotz beinahe 200 Bewerbungen kann die Baslerin die Intervieweinladungen an zwei Händen abzählen. «Das ist eine lausige Quote», sagt Degen traurig.Irgendwie passen Degens Erfahrungen nicht zusammen mit dem Fachkräftemangel, der aktuell in aller Munde ist.
Wirtschaftsdirektor Kaspar Sutter sagte jedoch am Rande der Konferenz, es sei bekannt, dass ältere Arbeitslose länger brauchten, um wieder eine Stelle zu finden. Diese Menschen hätten viel Erfahrung. «Hier gibt es Potenzial für Unternehmen, das diese noch zu wenig im Fokus haben.» Man sei deswegen mit den Firmen im Gespräch.Den Hauptgrund für die vielen Absagen sieht Degen in ihrem Alter. «Das ist nur eine Zahl auf dem Papier.
Durchgesetzt hat sich diese Einstellung in den Personalabteilungen jedoch noch nicht. Degens Erfahrung zufolge arbeiten dort meist junge Leute, die strikte Triagevorgaben haben. «Ich bin überzeugt, dass wegen meines Alters mein Dossier in den meisten Fällen direkt aussortiert wurde, ohne dass es sich ein Mensch angeschaut hat.» So erfahre man nichts über das Gesamtpaket, «das ein Unternehmen mit mir bekäme», ärgert sie sich.
Die Marketing- und Kommunikationsexpertin ist daher dazu übergegangen, ihr Alter in den Bewerbungen wegzulassen. Zudem überlegte sie sich schon, einige der vielen Weiterbildungen, die sie gemacht hat, wegzulassen, «einfach, damit die Firmen nicht das Gefühl haben, ich sei deswegen zu teuer».
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