Der Amtsantritt von Donald Trump prägt die Debatten am Weltwirtschaftsforum Davos. Europäische Politiker reagieren auf Trumps protektionistische Pläne mit scharfen Worten und einem Aufruf zur Stärkung des freien Handels. China signalisiert seine Bereitschaft, die Rolle des USA im globalen Handel zu übernehmen.
Der US-Präsident ist in Davos nicht vor Ort, dennoch prägt er die Debatten auf den grossen Bühnen und bei den Apéros. Vor allem die Europäer geben sich dabei ungewohnt angriffig. Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski – hier mit Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter – appellierte an Europa , sich zu vereinen und zu investieren, um wieder zu einer Weltmacht zu werden. Selenski ruft Europa auf, sich zu vereinen und gegen Trump s Politik zu investieren.
Von der Leyen verteidigt freien Handel und kritisiert protektionistische US-Pläne. Eine Bar in einem Davoser Möbelgeschäft auf der Promenade von Davos. Bei Champagner und Negroni verfolgen Geschäftsleute aus der ganzen Welt am Montagabend die Amtseinsetzung von Donald Trump. Die Mitarbeiterin einer Rüstungsfirma aus Estland erklärt: «Trumps Haltung zur Nato kurbelt unsere Industrie an. Aber für die Sicherheitslage in Europa ist es trotzdem nicht gut.» Eine nigerianische Fintech-Investorin sagt: «Für unser Land ist Trump grossartig. Es gibt dort inzwischen eine eigene Krypto-Industrie. Und falls die USA und China einen Handelskrieg beginnen, könnte Nigeria profitieren.» Es sind vier Perspektiven auf Trump – und auf vier Bereiche der Wirtschafts- und Weltpolitik, die er umpflügen könnte: Zölle und Handel, Finanzen, Klimapolitik und Sicherheit. Was hier beim Apéro an der schicken Ausgehmeile des Weltwirtschaftsforums Thema ist, wird am nächsten Tag auch auf den Bühnen im Kongresszentrum von Davos diskutiert. Es ist die Rede vom Eintritt in ein neues Zeitalter und von der Rückkehr zur reinen Machtpolitik. Trump ist erst wenige Stunden im Amt, doch er hat bereits angekündigt, aus der Weltgesundheitsorganisation auszutreten, den Panamakanal zurückzuholen und das Klimaabkommen von Paris zu kündigen. Wie wird sich die Weltordnung nun entwickeln? Kommt es zu einer Spaltung in zwei Teile? Ist die Ära der Zusammenarbeit definitiv vorbei, und wird allfälliger Protektionismus à la «America First» auf andere Länder überschwappen? Selten hat der Amtsantritt eines US-Präsidenten so viele Unsicherheiten gebracht. Für Staaten, aber auch für die weltweit grössten Unternehmen. Viele dieser Akteure sind am WEF vor Ort. So schätzen sie die Lage ein. In ihrer Eröffnungsrede hält Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter ein Plädoyer für «demokratische und liberale Werte» – und für den freien Markt. Welthandel, Wirtschaftsfreiheit: Damit will sie Donald Trumps Plänen etwas entgegensetzen, ohne den neuen amerikanischen Präsidenten namentlich zu erwähnen. Ihre Nachredner finden deutlichere Worte gegen die geplanten amerikanischen Zölle. So sagt der deutsche Kanzler Olaf Scholz: «Abschottung kostet Wohlstand. Wir werden den freien Handel verteidigen.» Am angriffigsten gibt sich aber die höchste EU-Vertreterin, Ursula von der Leyen. Ihre Botschaft ist klar: «Europe first» – auch wenn ihr diese Abänderung von Trumps Wahlspruch selbst nie über die Lippen käme. Es sind neue Töne, gerade an einem Ort wie dem WEF, wo Regierungsvertreter oft blumige Formulierungen verwenden. Von der Leyen spricht davon, dass sich die vor 25 Jahren erhoffte Weltordnung der Zusammenarbeit nicht verwirklicht habe. «Stattdessen sind wir in eine Ära intensiven geostrategischen Wettbewerbs eingetreten.» Die grössten Volkswirtschaften konkurrierten um Rohstoffe, neue Technologien und Handelswege, was zu einem globalen Wettlauf in Bereichen wie KI, grüner Energien und Raumfahrt führt. Dieser Wettbewerb werde vermutlich den «Einsatz von Sanktionen und Zöllen mit sich bringen», sagte von der Leyen. Doch die Bande der Weltwirtschaft zu zerreissen, sei in niemandes Interesse. Von der Leyen streckt die Hand aus Richtung China – nach dem Land also, dem Trump mit den höchsten Zöllen droht. Zwar leide in Europa insbesondere die Autoindustrie unter den günstigen Konkurrenzprodukten aus dem Reich der Mitte. Dennoch müsse die EU konstruktiv mit China zusammenarbeiten und, wo möglich, die Handelsbeziehungen sogar ausbauen. Es sei an der Zeit, im Geiste der Fairness und der Gegenseitigkeit ausgewogene Beziehungen zu China zu pflegen. «Dies ist der Moment, über Blöcke und Tabus hinauszudenken. Europa ist bereit für den Wandel.» Diese Aussagen der höchsten Vertreterin der EU sind als Drohung gegen die USA zu verstehen für den Fall, dass Präsident Trump vergisst, wie wichtig die EU als Handelspartnerin ist. Passenderweise betritt der chinesische Vizepremierminister Ding Xuexiang als Nächstes die grosse WEF-Bühne. Er betont in seiner Rede fast ausschliesslich, wie wichtig Handel und Multilateralismus seien. Das Signal erscheint klar: Wenn die USA sich abschotten wollen, steht China bereit, um die Lücke zu füllen. Die Tatsache, dass Donald Trump aus dem Klimaabkommen austreten will, gibt in den Gängen des Kongresszentrums viel zu reden – viele Vertreter von NGOs sind d
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