Die Schweizer Ski-WM-Teilnehmer stehen fest. Doch wer darf für die Schweiz starten? Die Selektion ist ein komplexes Unterfangen, das nicht nur die sportliche Leistung berücksichtigt, sondern auch die finanziellen Interessen der Athleten und Sponsoren.
Sonntags gibt Swiss Ski sein WM-Aufgebot bekannt. Schon jetzt ist klar: Im Speed-Bereich der Männer wird es ein Gerangel geben und die Frauen werden in Unterzahl nach Saalbach-Hinterglemm reisen. Medaillen ohne Ende für die Schweizer Athletinnen und Athleten an der Heim-WM 1987 (von links): Michela Figini, Karl Alpiger, Maria Walliser, Pirmin Zurbriggen, Erika Hess, Peter Müller und Vreni Schneider. Die Erfolgsmeldungen reissen nicht ab.
Odermatt, von Allmen, Monney, Meillard, Tumler, Rogentin, Murisier, Gut-Behrami, Rast, Holdener, Blanc: Gefühlt steht nach jedem Weltcuprennen mindestens eine Athletin oder ein Athlet von Swiss Ski auf dem Podest. Was sich wiederum wie eine Zeitreise anfühlt. Zurück zu Dauerwelle, Spaghetti-Ski, Game Boy und Discokugel. Zurück in die sorglosen 80er, als wir an der Heim-WM in Crans-Montana acht von zehn Goldmedaillen gewannen. Formidable Aussichten also auf die Ski-WM in Saalbach-Hinterglemm, die am 4. Februar eröffnet wird. Aber wer darf überhaupt für die Schweiz starten? Herrscht bei der Selektion wie in den 80ern ein Gerangel um die Startplätze? Und wird es wie damals zu Härtefällen kommen, als Franz Heinzer 1989 nicht in der Abfahrt starten durfte? 24 Sportlerinnen und Sportler können pro Nation für die WM gemeldet werden, davon maximal 14 pro Geschlecht. Pro Disziplin dürfen vier Athletinnen oder Athleten an den Start gehen. Die Titelverteidigerin oder der Titelverteidiger erhält zusätzlich zu diesem Kontingent einen Startplatz. Aber ist der Weltmeister zurückgetreten oder die Weltmeisterin verletzt, kann der Startplatz nicht vererbt werden. Heisst für die Schweiz: In der Frauen-Abfahrt werden vier Fahrerinnen an den Start gehen, weil die Titelhalterin Jasmine Flury nach ihrem Knorpelschaden im Knie nicht rechtzeitig fit geworden ist. Swiss Ski wird am Sonntag, nach der Abfahrt der Männer in Garmisch, oder spätestens am Montag das WM-Aufgebot bekannt geben. Für die Fahrerinnen und Fahrer gelten folgende Selektionskriterien: eine Klassierung in den Top 7 oder zweimal in der gleichen Disziplin eine Platzierung zwischen 8 und 15. Es ist ein Dreiergremium, das über die WM-Teilnahme entscheidet: Beat Tschuor, Cheftrainer der Frauen, sein Pendant bei den Männern, Thomas Stauffer, und der Vorgesetzte der beiden, Hans Flatscher, Alpindirektor von Swiss Ski. «Allen werden wir es nicht recht machen können, da wir in einzelnen Disziplinen ein Überangebot haben», sagt Flatscher. «Es ist deshalb sehr wichtig, dass wir offen und klar kommunizieren.»Ski-Weltmeisterschaften haben – Achtung Floskel – eigene Gesetze. Hinterbänkler werden zu Stars. Oder: Stars bleiben unvollendet. Es gibt etliche Beispiele von Teilnehmenden, die scheinbar aus dem Nichts Heldenstatus erreichten. Urs Lehmann ist so einer. 1993 wurde er Abfahrtsweltmeister. Weder davor noch danach schaffte er es im Weltcup je aufs Podest. Aber nach diesem einen Exploit im japanischen Morioka war er eine Figur mit nationaler Strahlkraft, was gleichbedeutend mit besseren Vermarktungsmöglichkeiten ist. Von einem Manager wissen wir, dass heute ein WM-Titel bis zu 1 Million Schweizer Franken wert sein kann. Nicht für Marco Odermatt, der eh schon auf absolutem Topniveau vermarktet ist. Aber für Fahrerinnen und Fahrer aus der zweiten oder dritten Reihe. Also die Lehmanns von heute. Selbst mehr als ein halbes Jahr nachdem Jasmine Flury 2023 Abfahrts-Weltmeisterin geworden war, wurde sie gefragt: «Was, wenn Sie ein One-Hit-Wonder bleiben?» Dabei hatte sie vor ihrem Coup bereits ein Weltcuprennen gewonnen, doch lagen zwischen den beiden Siegen mehr als fünf Jahre. Die provokative Frage des Journalisten war durchaus berechtigt. Egal ob Etikett «One-Hit-Wonder» oder nicht: Finanziell schenkt ein WM-Titel ein. Da sind einerseits die Prämien der Sponsoren, des Verbandes und des Ausrüsters, die je bis zu 100’000 Franken betragen können. Zudem eröffnet so ein WM-Titel die Chance, besser dotierte Sponsorenverträge auszuhandeln. Oder wie im Fall von Flury, die Skimarke zu wechseln, von Fischer zu Kästle, zu stark verbesserten Konditionen. Als Weltmeisterin sei ein solcher Wechsel etwa 180’000 Franken pro Saison wert, sagt uns der Manager. Die absoluten Top-Cracks würden etwa für 220’000 Franken unterschreiben. Es geht bei einer WM also nicht nur um Ruhm, Ehre und Medaillen, sondern auch um Geld. Wie schon erwähnt: weniger für die Superstars, weil die eh schon gut vermarktet sind. Aber für die meisten anderen von Swiss Ski. Deshalb haben die Selektionen für die Betroffenen und ihr Umfeld andere Komponenten als nur sportliche. Alpindirektor Flatscher räumt ein, dass derzeit verschiedene Interessengruppen versuchten, Einfluss auf die WM-Selektion zu nehmen oder zumindest Informationen zu erhalten. Dramatisieren mag er das nicht. «Das ist menschlich», sagt er. «Aber wir lassen uns nicht von aussen etwas aufoktroyieren
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